July 14, 2004

Zum Rainbow

Morgen frueh packen wir unsere Gepaeckberge wieder zusammen und schnallen sie auf das Auto. Dann geht es in die Berge, zum Rainbow Gathering . Die Kurzfassung der Antwort auf die Frage "WTF ist ein Rainbow Gathering?!" lautet: einige hundert bis einige tausend Menschen, die man wohl in der Mehrzahl landlaeufig als Hippies bezeichnen wuerde, treffen sich fuer ein paar Tage oder Wochen an einem schoenen, entlegenen Ort und versuchen so zu leben als wenn die Welt noch in Ordnunge waere. Die etwas laenger Beschreibung geht so: Alles ist nichtkommerziell, d.h. es gibt keine Verkaufsstaende, keinen Eintritt, keinen eigentlichen Veranstalter. Infrastruktur aller Art wird selbstorganisiert geschaffen. Strommusik gibt es nicht, gewohnt wird in Zelten und unter Planen. Es gibt Morgens und Abends einen gemeinsamen Essens-Circle (ein ziemlich abgefahrener Anblick wenn 3000 Leute in riesigen konzentrischen Kreisen sitzen und zusammen essen). Dafuer wird Essen in einer gemeinsamen Kueche gekocht, der Lebensmitteleinkauf wird aus dem Magic Hat finanziert, einem bunten Hut der nach jedem Essen von Musikanten herumgetragen wird, um Spenden fuer das naechste Essen zu sammeln. Es gibt verschiedenste Workshops die von Teilnehmern selbst organisiert werden, viele davon mit spirituellem oder naturphilosophischem Inhalt. Dabei praktizieren dann Zen-Aspiranten eintraechtig neben Heilkraueter-Spezialistinnen, Krishna-Juengern, Hexen, Didgeredoo-Lehrern und Sternenfreaks. Beim Rainbow gibt es keine einheitliche "Religion", nur ein sehr diffuses Gefuehl des Zusammenhalts aufgrund des Andersseins und der Naturverbundenheit. Es gibt ein Minimalset von Regeln (die Natur schonen und achten, kein Muell hinterlassen, keine Hunde, keine (harten) Drogen, keine elektrische Musik etc.). Natuerlich fuehrt das auch mal zu Konflikten (die sich meist an den Themenkreisen Drogen, Koffein, Tabak, Kaffee, Hunde und aehnlichem entzuenden). In der Regel werden solche Zwistigkeiten aber recht schnell beigelegt. Die Vielfalt der spirituellen, religioesen und praktischen Workshop-Angebote macht einen wesentlichen Reiz des Rainbows aus. Die Qualitaet ist natuerlich stark schwankend, von unfreiwillig komisch bis sehr fundiert und beeindruckend reicht die Bandbreite. Wenn die Ahnenerforschung mittels Sternkonstellationen dann erwartungsgemaess doch zu bloed wird geht man halt einfach weg und legt sich auf die Wiese oder schaut entspannt beim meditativen Messerschaerfen vorbei. Der Selbstorganisationscharakter hat leider zur Folge das man je nach auesseren Umstaenden relativ viel Zeit mit Ueberleben verbringen kann (Wasser holen, kochen, Scheissloecher ausheben, Lebensmittel beschaffen wenn das Essen vom Circle zu mager ausfaellt etc.). Spaetestens nach einer Woche hat einen dann meist auch die radikal beschleunigte Verdauung erwischt... Ich bin sehr gespannt wie gut der Platz ist und wie fit die Leute sind die die Vorplanung gemacht haben. Von ihrem Geschick haengt es ab ob so ein Rainbow entspannt ist oder zum anstrengenden Survival-Camp ausartet. Das Wetter, die Verfuegbarkeit von genuegend sauberem Wasser und Feuerholz, die Ungeziefer-Belastung und der Lebensmittel-Nachschub fuer die gemeinsame Kueche sind die wesentlichen Faktoren. Wie es mit GSM da oben aussieht bzw. ob mein Solar-Satelliten-Spielzeug wirklich funktioniert wie gedacht weiss ich noch nicht. Wenn es schiefgeht gibt es den naechsten Eintrag erst wenn ich wieder in der Zivilsation bin. Posted by frank at July 14, 2004 09:04 PM | TrackBack