Die Transportarrangements funktionierten hervorragend. Um 14Uhr stand schon ein LKW oben am Circle zu dem wir unseren Gepaeckberg bewegten. Nach einer kurzen Verabschiedungsrunde habe ich mich dann zu Fuss auf den Weg gemacht.
Dummerweise war ich nicht der Einzige der fuer 15h einen Transport geplant hatte und so lagen unsere Rucksaecke auf dem falschen Auto. Die Verwirrung klaerte sich aber, das Gepaeck wurde umgeladen und ich traf wandernderweise praktisch zeitgleich mit dem LKW I?m Dorf ein. Nach ein bischen Lebensmittel einkaufen und ein bischen schwatzen mit den sonstigen auf dem Platz vor der Post/Polizeistation/Kiosk herumsitzenden Rainbow-Juengern kam dann auch schon unser Wagen. Der Fahrer brachte uns sogar einen Zeitungsausschnitt ueber das Rainbow Gathering mit der zwar grob falsch aber sehr freundlich geschrieben war.
Etwa zweieinhalb Stunden Fahrt entlang einer sich an Baechen, Steilwaenden und Stauseen schlaengelnden Bergstrasse brachten und dann nach Plovdiv. Leider glaenzte unser vorheriges Quartier genau wie die Zimmervermittlung namens Primavista mit tagelanger telefonischer Nichterreichbarkeit so das ich irgendwann einfach alle Unterkuenfte die in den beiden Reisefuehrern gelistet sind durchtelefonierte. Die Nummern waren entweder mittlerweile ungueltig, vorruebergehend nicht erreichbat oder es nahm schlicht niemand ab. Am Ende sind wir dann in einer Touristenfalle namens Hotel Elit gelandet wo wir fuer die naechsten zwei Naechte ein lautes, nicht besonders praktisch geschnittenes Zimmer fuer einen horrenden Preis haben. Immerhin hab ich endlich heiss und sehr sehr lange geduscht und wir waren Pizza und Lasagne essen (leider kein bulgarisches Grilletablisment gefunden in unserem Hungerdrang).
Morgen werden wir versuchen das tuerkische Bad ausfindig zu machen, das es hier irgendwo geben soll und noch ein bischen Souvenirs shoppen.
Mittags war ich unten in Buynovo, ein Auto organisieren das unsere Gepaeckberge wieder nach unten bewegt. Die etwa 12-jaehrige Tochter der Ladenbesitzerin spricht ziemlich fliessend englisch und war so freundlich fuer mich zu uebersetzen. Der Plan ist das wir um 15 Uhr oben unser Gepaeck aufladen und dann um 17 Uhr unten I?m Dorf vom Fahrer der uns auch schon hierher gebacht hat abgeholt und nach Plovdiv gefahren werden. Der kritische Punkt ist derzeit das wir die Zimmervermietung noch nicht erreicht haben, das heisst das wir morgen waehrend des Einpack-Stresses auch noch telefonieren muessen um die Uebernachtung sicherzustellen.
Bei meiner letzten Runde heute durch alle kleinen und grossen Camps hier auf dem Platz habe ich noch einige sehr interessante Menschen getroffen. Aber wie bei jeder guten Party ist es wohl richtig zu gehen wenn es am besten ist. Die Tendenz zum Stimmungsabfall ist schon deutlich zu sehen, mit den vielen Leuten die jeden Tag ankommen steigt leider auch die Idiotenquote an. Laute, rumkackende Hunde, leicht gestoerte Mitbuerger und manisch-ruecksichtslose Durch-die-Nacht-Trommler sind nunmal nicht so ganz mein Fall. Noch ist es nicht schlimm, aber es ist absehbar das es in ein paar Tagen doch etwas stressiger werden kann.
Morgens sah das Wetter wider Erwarten total elend aus. Nebel, Nieselschauer, kalt. Gegen Mittag wurde es dann aber doch noch gut, mit Sonne und Wolken abwecheslnd. Trockenes Holz fand sich dann auch noch, wenn auch etwas stoerisch in der Handhabung.
Der improvisierte Fussballplatz hinter dem Hauptweg wird intensiv genutzt, die aktuelle Regelvariante ist "wer ein Tor schiesst wechselt zur gegnerischen Mannschaft" und sorgt fuer das erwartete Mass an Verwirrung.
Die Kinderkueche erfreut sich auch reger Beliebtheit, der Club der Schoenen Muetter. Die Anwesenheit von nunmehr vieleicht 1000 Menschen macht sich schon deutlich bemerkbar, es ist Nachts lauter und so ein paar Idioten und klaeffende Hunde sind auch dabei.
Morgen werd ich runter ins Dorf gehen, Lebensmittelnachschub kaufen und den Transport unsere Gepaecks nach unten organisieren. Sicherheitshalber Regenzeug in den Rucksack stopfen, das Wetter ist doch recht volatil.
Ansonsten reicht es mir auch langsam mit dem Zeltleben. Eine warme Dusche, ein ordentliches Steak, Mate und frischer Quark auf frischem Brot waere doch mal wieder ganz nett.
Das sind die Daecher der Kueche unter denen das Essen fuer dei Morgend- und Abend-Circle zubereitet wird.
Nach einem recht akzeptablen Tag gestern und einem fiesen Nachtgewitter mit beaengstigend nahen Einschlaegen scheint das Wetter nun endlich wieder auf dem Wege der Besserung zu sein. Der Luftdruck ist bei 849 hPa, Tendenz stark deutlich steigend. Aufgelockerte Bewoelkung und leichter Wind ergaenzen die frohe Botschaft.
Gestern hab ich den halben Tag an der Feuerstellenerweiterung fuer die Kueche mitgebaut, eine Konstruktion aus Plane, Baumstaemmen ung ganz viel Schnur. Es ist schon verblueffend zu sehen wie wenig viele Menschen die Gewalt des Windes einschaetzen koennen. Nachdem wir das vorherige Behelfskonstrukt neu angelegt und mit vielen soliden Abspannungen und Befestigungen versehen haben besteht die Hoffnung das es nun noch ein paar Wochen haelt.
Abends kam dann eine grosse Ladung Essen an, gerade rechtzeitig. Die Vorraete fuers Abendbrot beschraenkten sich zuvor auf 50kg Kartoffeln und einen Sack Mehl, was fuer nunmehr 800 Leute doch etwas knapp geworden waere...
Es scheint als entwickele sich ein nachmittaegliches Gewitter zum Standard. Mein Wasserbauprojekt (siehe unten) scheint zu funktionieren, aber muss wohl erweitert werden. Immerhin ist das Zeltinnere halbwegs trocken. Blitzeinschlaege in unmittelbarar Naehe sind allerdings schon etwas furchterregend...
Das ist die Haengematten & Lese-Ecke oben auf einem der Huegel. Gerade keiner da weil kurz nach einem Regen die Matten noch nass sind.
Das ist der Entwaesserungsgraben den ich, nachdem heute in einer Stunde grob berechnet 50 Liter Wasser pro Quadratmeter in einer Stunde vom Himmel fielen rings um das Zelt gebuddelt habe. Erstaunlich schwere Arbeit in diesem Boden mit einer Erdhacke.
Das mit dem rotieren uebe ich nochmal. Hier ein Bild des grossen Gemeinschafts-Tipis, sehr beliebt bei Regen.
Die Huegel rings um den Circle-Platz sind voll mit Zelten, Planenkonstruktionen und Tipis. An ein paar besonders schoenen Plaetzen laden Chai-Kuechen zum Verweilen ein. Der Blick ueber die Berge, Huegel und quer in das (leider etwas regnerische) Wetter fesselt fuer Stunden.
Die Quelle wurde mit Hilfe von flexiblen Plasterohren ein Stueck weiter verlegt und funktioniert tatsaechlich besser. Zudem gibt es wohl noch mindestens eine alternative Quelle. Durch den Regen sprudelt das Wasser wieder reichlich.
Morgens um 10 hab ich mich auf den Weg ins Dorf gemacht. Etwas mehr als vier Kilometer, entlang einer Forststrasse ueber die sonst die LKWs zum Rainbow-Platz fahren um Essen und Rucksaecke zu bringen. Der Hinweg, mit leerem Rucksack und konstant bergab, dauerte nur etwas mehr als eine Stunde. Fuer den Rueckweg, mit vollem Rucksack, konstant bergauf und mit Badepause in einem Bachpool bauchte es zwei Stunden, groesstenteils in angenehmes Gespraech mit einem Alt-Rainbow vertieft. Das Bergbach-baden war mehr als erfrischend temperiert, aber dringend noetig.
Gegen Abend schaffte es dann doch eine der Regenwolken die schon den ganzen Nachmittag westlich und noerdlich umherschweiften die Wiese gruendlich zu durchweichen. Das dazugehoerige Gewitter blieb ca. 3km weiter noerdlich stehen. Nach dem Regen waren I?m Norden, Westen und Osten die ganze Zeit dicke Wolken und Blitze zu sehen. Sehr beeindruckend, zusammen mit der untergehenden Sonne und spaeter dem klaren Sternenhimmel ueber uns.
Gerade faengt es wieder etwas an zu regnen, es scheint als wuerde es die oestliche Front doch in unsere Richtung treiben. Eine kraeftige Windboee rauschte durch den Wald am Hang und blaehte die Planen. Ich bin sehr gespannt ob das China-Zelt haelt. Vor allem die Windlast macht mir etwas Sorgen, das gute Stueck ist so hoch das man in der Mitte stehen kann. Mal schaun wie feucht die Nacht so wird...
Fuer das "Wird mit Salz gekocht oder nicht"-Problem wurde eine praktikable Loesung gefunden. Ein kleiner Topf wird salzlos gekocht, der Rest ganz normal, alle gluecklich.
Das wolkige Wetter den Nachmittag und Abend ueber zeigte dann die Grenzen der Solargetriebenen Infrastruktur auf. Mehr als 50% Akku war nicht herauszukitzeln, deswegen sitze ich gerade mit ausgeschalteter Hintergrundbeleuchtung und Kopflampe am Geraet. Nicht gut fuer die Augen, aber immerhin geht es halbwegs. Hoffentlich reicht der Strom noch fuers posten.
Heute fing es nachmittags beim Holzsammeln tatsaechlich kurz an zu donnern (allerdings weiter westlich) und ein bischen zu regnen (mehr symbolisch). Die Bauern meinten morgen wuerde es etwa ab 16h fuer zwei Stunden richtig regnen, nach Wolkenlage und Sonnenuntergangsfarbe halte ich das fuer durchaus realistisch.
Mittlerweile ist das Rainbow hier auf mehr als 450 Leute angewachsen, mit den ueblichen Logistik-Problemen. Das wichtigste Problem: die verbohrten Spinner sind auch angekommen. Heute hatte sich die "Salz ist Boese"-Fraktion in der Kueche durchgesetzt, was zu einer unmittelbar schlechte Laune erzeugenden Linsensuppe ohne Salz fuehrte. Mit einem Bruehwuerfel und ein bischen verfeinern auf dem eigenen Kocher wurde das ganze recht geniessbar, aber der Schock sass schon tief, offenbar nicht nur bei mir. Morgen frueh ist erstmal eine Kuechen-Diskussion angesetzt, wenn ich mich hinreichend sachlich fuehle werde ich da wohl mal vorbeischauen. Das das Essen hier vegetarisch ist kann ich ja aus oekonomischen Gruenden gut nachvollziehen, aber Salz-Hysteriker sind echt nicht auszuhalten...
Ansonsten soll morgen die Quelle "verbessert" werden, ich bin gespannt ob das was wird und habe sicherheitshalber erstmal alle Wasserbehaelter bis zum Anschlag befuellt und nach alternativen Quellen Ausschau gehalten. Fuer die Wasserversorgung waere ein kraeftiger Regen wirklich gut.
Morgen will ich runter ins Dorf wandern, Lebensmittel nachkaufen. Der Weg ist zwar etwas laenglich, aber mittlerweile sind die Vorraete an Brot, Salami und Milchpulver zu Ende und ein paar andere Annehmlichkeiten wie Kakao und Honig beduerfen auch der Ergaenzung. Ich bin gespannt wie gut die Dorflaeden mit der ploetzlichen Nachfragesteigerung klarkommen und hoffe nicht vor kahlgekauften Regalen zu stehen.
Die Naechte hier sind so klar und Lichtsmog-frei das man die Milchstrasse und viele Sternbilder sehen kann die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Und: es ist erstaunlich wie voll der Himmel mit Satelliten ist. Man kann nicht fuer fuenf Minuten in eine Ecke des Himmels schauen ohne den wandernden Leuchtpunkt eines Satelliten zu sehen. Gelegentlich gibt es auch Blinker, d.h. Satelliten die langsam blinken und dabei zwischendrin auch mal ungewoehnlich hell sind.
Da einige Leser sich fragten wie ich den wohl auf der Wiese die Geraetschaften mit Strom versorge, hier die Aufloesung des Raetsels: in den Gepaeckbergen verbag sich auch eine etwa DIN A3-grosse 20W Solarzelle die eine Zigaretten-Anzuender-Buchse als Anschluss hat. Der XDA2 wird damit in praller Sonne in knapp zwei Stunden voll, das Thuraya-Telefon etwas schneller.
Netz habe ich hier wider Erwarten doch per GSM. Die Deckung ist zwar eher marginal und manchmal mussich wie ein Wuenschelrutengaenger (von denen es hier auch einige gibt) ueber die Haenge ziehen um hinreichend Signal zu haben, aber immerhin geht es so halbwegs. Das Thuraya-Setup fuer Internet habe ich aus diversen Greunden nicht zum spielen bekommen (der Treiber fuer das Foldable Keyboard scheint zu interferieren und ich habe die falsche Dialup-Nummer mitgenommen).
Solarzellen und LED-Taschenlampen scheinen auch unter den sonst recht Technik-abstinenten Rainbow-Teilnehmern weitgehende Akzeptanz gefunden zu haben. Wie immer, wenn technischer Fortschritt ein hinreichendes Level an Komfort und oekologischer Reinheit erreicht hat.
N 41.57689, E 024.322171,
1307m ue. NN (WGS84)
873 hPa, Temp: 12,9 C
Irgendwo in den bulgarischen Rhodopen, Nahe der Grenze zu Griechenland, naechste bekannte Ortschaft: Buynovo
Nach einigen letzten Einkauefen, einer ausfuehrlichen Runde "letztes heiss Duschen fuer zwei Wochen" und hektischem Sachenzusammensuchen haben wir unsere Gepaeckberge dann wieder auf das Taxi geschnallt. Ein gestern erworbener Spanngurt leistete dabei gute Dienste. In gemaechlichem Tempo schaukelten wir die Strasse von Plovdiv in die Berge empor. Nach Durchqueren der Plovdiver Gebrauchtwagen-Industrieueberrest-Schrottzone wurde die Landschaft recht schoen. Die Strasse geht durch tiefe Taeler, entlang an ausgedehnten Stauseen, vorbei an zahlreichen kleinen Wasserkraftwerken, gruenen Hangwaeldern und atemberaubenden Fellshaengen. Gelegentlich passierten wir eine Strassenausbesserungsbaustelle mit "Co-Finanziert durch die EU"-Schild und einigen geruhsam vor sich hin werkelnden Bauarbeitern.
Eine kurze Rast in Devin, einer doch durchaus touristisch erschlossenen Bergstadt bewahrte uns vor der aufsteigenen Kodderigkeit von dem vielen links-rechts-links-rechts-Geschlenkere.
Irgendwann lagen dann immer mehr Felstruemmer auf der Strasse und die Bruecken wurden abenteuerlicher. An einer dieser Holzkonstruktionen war unser Fahrer sichtlich froh das von der anderen Seite erstmal zwei LKWs voller Sand passierten und ihm so Gewissheit gaben das die Bretterlagen uns wohl doch aushalten werden. Er gab seinen zunehmenden Zweifeln das wir noch ganz richtig im Kopf seien durchaus dezent Ausdruck, z.B. mit dem Hinweis auf das Ende der bis dato die Strasse begleitenden Stromleitung.
Vorbei an der Zufahrt zur letzten allgemein akzeptierten Touristen-Attraktion in dieser Richtung, den Jagodina-Hoehlen, wurde die Strasse zwischendurch wieder ein bischen besser (sprich: asphaltierter), natuerlich nur um dann wieder zur gewohnten Schlaglochform zurueckzufinden. Letztendlich sahen wir dann auf der linken Seite eines Flusstals die ersehnte Ansammlung von verbeulten bunten Wohnmobilen und Zelten. Einige hundert Meter ueber einen Sandpfad spaeter waren wir auf dem Parkplatz unterhalb des eigentlichen Rainbow Gathering angekommen. Der Fahrer vergwisserte sich vorm Abfahren nochmal das wir hier wirklich bleiben wollen ("What will you eat? There are no shops here!"), beruhigte sich aber etwas als ich im das Thuraya-Telefon zeigte und ihm versprach das ich ihn anrufe sobald wir hier wieder wegwollen.
Da der Weg hoch zur eigentlichen Rainbow-Camping-Wiese wie ueblich einigermassen laenglich und mit unseren Gepackmengen nicht realistisch zu Fuss zu bewaeltigen ist, haben wir dann erstmal das Zelt unten am Fluss aufgebaut und uns provisorisch eingerichtet. Es gibt wohl gelegentlich eine Pferdekutsche nach oben die die Kueche versorgt, die Hoffnung ist das wir da wenigstens das Gepaeck mit hochbekommen. Ich bin noch skeptisch das das bald was wird...
Die Landschaft ist ansonsten atemberaubend schoen, die Luft sehr sauber und es gibt kleine, klare Quellen die direkt den Berg herunterkommen. Zumindest die Wasserversorgung duerfte sich also unproblematisch gestalten.
N 41.57689, E 024.322171,
1307m ue. NN (WGS84)
873 hPa, Temp: 12,9 C
Irgendwo in den bulgarischen Rhodopen, Nahe der Grenze zu Griechenland, naechste bekannte Ortschaft: Buynovo
Nach einigen letzten Einkauefen, einer ausfuehrlichen Runde "letztes heiss Duschen fuer zwei Wochen" und hektischem Sachenzusammensuchen haben wir unsere Gepaeckberge dann wieder auf das Taxi geschnallt. Ein gestern erworbener Spanngurt leistete dabei gute Dienste. In gemaechlichem Tempo schaukelten wir die Strasse von Plovdiv in die Berge empor. Nach Durchqueren der Plovdiver Gebrauchtwagen-Industrieueberrest-Schrottzone wurde die Landschaft recht schoen. Die Strasse geht durch tiefe Taeler, entlang an ausgedehnten Stauseen, vorbei an zahlreichen kleinen Wasserkraftwerken, gruenen Hangwaeldern und atemberaubenden Fellshaengen. Gelegentlich passierten wir eine Strassenausbesserungsbaustelle mit "Co-Finanziert durch die EU"-Schild und einigen geruhsam vor sich hin werkelnden Bauarbeitern.
Eine kurze Rast in Devin, einer doch durchaus touristisch erschlossenen Bergstadt bewahrte uns vor der aufsteigenen Kodderigkeit von dem vielen links-rechts-links-rechts-Geschlenkere.
Irgendwann lagen dann immer mehr Felstruemmer auf der Strasse und die Bruecken wurden abenteuerlicher. An einer dieser Holzkonstruktionen war unser Fahrer sichtlich froh das von der anderen Seite erstmal zwei LKWs voller Sand passierten und ihm so Gewissheit gaben das die Bretterlagen uns wohl doch aushalten werden. Er gab seinen zunehmenden Zweifeln das wir noch ganz richtig im Kopf seien durchaus dezent Ausdruck, z.B. mit dem Hinweis auf das Ende der bis dato die Strasse begleitenden Stromleitung.
Vorbei an der Zufahrt zur letzten allgemein akzeptierten Touristen-Attraktion in dieser Richtung, den Jagodina-Hoehlen, wurde die Strasse zwischendurch wieder ein bischen besser (sprich: asphaltierter), natuerlich nur um dann wieder zur gewohnten Schlaglochform zurueckzufinden. Letztendlich sahen wir dann auf der linken Seite eines Flusstals die ersehnte Ansammlung von verbeulten bunten Wohnmobilen und Zelten. Einige hundert Meter ueber einen Sandpfad spaeter waren wir auf dem Parkplatz unterhalb des eigentlichen Rainbow Gathering angekommen. Der Fahrer vergwisserte sich vorm Abfahren nochmal das wir hier wirklich bleiben wollen ("What will you eat? There are no shops here!"), beruhigte sich aber etwas als ich im das Thuraya-Telefon zeigte und ihm versprach das ich ihn anrufe sobald wir hier wieder wegwollen.
Da der Weg hoch zur eigentlichen Rainbow-Camping-Wiese wie ueblich einigermassen laenglich und mit unseren Gepackmengen nicht realistisch zu Fuss zu bewaeltigen ist, haben wir dann erstmal das Zelt unten am Fluss aufgebaut und uns provisorisch eingerichtet. Es gibt wohl gelegentlich eine Pferdekutsche nach oben die die Kueche versorgt, die Hoffnung ist das wir da wenigstens das Gepaeck mit hochbekommen. Ich bin noch skeptisch das das bald was wird...
Die Landschaft ist ansonsten atemberaubend schoen, die Luft sehr sauber und es gibt kleine, klare Quellen die direkt den Berg herunterkommen. Zumindest die Wasserversorgung duerfte sich also unproblematisch gestalten.
N 42.13762 E 024.74835
Plovdiv, Bulgarien
Eine der Schattenseiten der Globalisierung ist das Aussterben von Produkten die in einem Land teurer als in China hergestellt werden. Das Ergebnis ist dann das wie hier in Bulgarien Laden an Kiosk an Bude voll mit minderwertigem Plastikkram steht und es schwer wird einfache Dinge zu kaufen die zwar ganz sicher irgendwo hier hergestellt werden, aber neben dem bunten Tand keine Chance in den Auslagen haben.
Gestern und heute habe ich einiges an Zeit mit dem vergeblichen Versuch so etwas simples wie Brennspiritus zu finden verbracht. Die meisten befragten Verkaeufer erinnerten sich zwar noch daran das es sowas mal gab, aber wo das nun verkauft wird war auch ihnen ein Raetsel.
Am Ende haben wir dann in einer Apotheke zwei Liter 90%igen Alkohol der eigentlich zur Wunddesinfektion gedacht ist gekauft, fuer hiesige Verhaeltnisse mordsteuer, nach deutschen Masstaeben noch halbwegs ertraeglich.
Das gleiche Phaenomen begegnete mir dann bei der Suche nach simplen Haushaltskerzen. Ich hatte nach einigesm Suchen die Wahl zwischen goldbesprenkelt mit Duft und silbergetuencht ohne Duft. Achja, schrillbunt mit Wabenimitat und noch krasserem Duft gabs auch noch.
Irgendwo muss es hier auch noch ganz nornale Laeden gebe denke ich mir so, aber es ist mir gerade unmoeglich die zu finden. Die Lebensmittellaeden fuehren noch eine Auswahl an lokal produzierten Nahrungsmitteln, aber auch sehr viel importiertes Zeug. Bei Drogerieartikeln hat man dann die Wahl zwischen europaeischen Marken und deren chinesischen Imitaten. Meistens gibt es dann nur das Notwendigste: Epilierzubehoer in fuenf Varianten, Deos, Shampoo, ein bischen Zahnputz und vieleicht noch etwas Waschmittel.
Der absolut dominierende Geschaeftszweig ist hier der Bekleidungshandel, dicht gefolgt von Mobiltelefonen nebst Zubehoer. Die Fussgaengerzonen sind voll mit Klamottenlaeden aller Preislagen, gut durchmischt mit GSM-Shops voller Oberschalen und Halsbaender.