July 31, 2004

Back in Babylon

Die Transportarrangements funktionierten hervorragend. Um 14Uhr stand schon ein LKW oben am Circle zu dem wir unseren Gepaeckberg bewegten. Nach einer kurzen Verabschiedungsrunde habe ich mich dann zu Fuss auf den Weg gemacht.

Dummerweise war ich nicht der Einzige der fuer 15h einen Transport geplant hatte und so lagen unsere Rucksaecke auf dem falschen Auto. Die Verwirrung klaerte sich aber, das Gepaeck wurde umgeladen und ich traf wandernderweise praktisch zeitgleich mit dem LKW I?m Dorf ein. Nach ein bischen Lebensmittel einkaufen und ein bischen schwatzen mit den sonstigen auf dem Platz vor der Post/Polizeistation/Kiosk herumsitzenden Rainbow-Juengern kam dann auch schon unser Wagen. Der Fahrer brachte uns sogar einen Zeitungsausschnitt ueber das Rainbow Gathering mit der zwar grob falsch aber sehr freundlich geschrieben war.

Etwa zweieinhalb Stunden Fahrt entlang einer sich an Baechen, Steilwaenden und Stauseen schlaengelnden Bergstrasse brachten und dann nach Plovdiv. Leider glaenzte unser vorheriges Quartier genau wie die Zimmervermittlung namens Primavista mit tagelanger telefonischer Nichterreichbarkeit so das ich irgendwann einfach alle Unterkuenfte die in den beiden Reisefuehrern gelistet sind durchtelefonierte. Die Nummern waren entweder mittlerweile ungueltig, vorruebergehend nicht erreichbat oder es nahm schlicht niemand ab. Am Ende sind wir dann in einer Touristenfalle namens Hotel Elit gelandet wo wir fuer die naechsten zwei Naechte ein lautes, nicht besonders praktisch geschnittenes Zimmer fuer einen horrenden Preis haben. Immerhin hab ich endlich heiss und sehr sehr lange geduscht und wir waren Pizza und Lasagne essen (leider kein bulgarisches Grilletablisment gefunden in unserem Hungerdrang).

Morgen werden wir versuchen das tuerkische Bad ausfindig zu machen, das es hier irgendwo geben soll und noch ein bischen Souvenirs shoppen.

Posted by frank at 11:04 PM | TrackBack

July 30, 2004

Vor dem Aufbruch

Mittags war ich unten in Buynovo, ein Auto organisieren das unsere Gepaeckberge wieder nach unten bewegt. Die etwa 12-jaehrige Tochter der Ladenbesitzerin spricht ziemlich fliessend englisch und war so freundlich fuer mich zu uebersetzen. Der Plan ist das wir um 15 Uhr oben unser Gepaeck aufladen und dann um 17 Uhr unten I?m Dorf vom Fahrer der uns auch schon hierher gebacht hat abgeholt und nach Plovdiv gefahren werden. Der kritische Punkt ist derzeit das wir die Zimmervermietung noch nicht erreicht haben, das heisst das wir morgen waehrend des Einpack-Stresses auch noch telefonieren muessen um die Uebernachtung sicherzustellen.

Bei meiner letzten Runde heute durch alle kleinen und grossen Camps hier auf dem Platz habe ich noch einige sehr interessante Menschen getroffen. Aber wie bei jeder guten Party ist es wohl richtig zu gehen wenn es am besten ist. Die Tendenz zum Stimmungsabfall ist schon deutlich zu sehen, mit den vielen Leuten die jeden Tag ankommen steigt leider auch die Idiotenquote an. Laute, rumkackende Hunde, leicht gestoerte Mitbuerger und manisch-ruecksichtslose Durch-die-Nacht-Trommler sind nunmal nicht so ganz mein Fall. Noch ist es nicht schlimm, aber es ist absehbar das es in ein paar Tagen doch etwas stressiger werden kann.


Posted by frank at 08:15 PM | TrackBack

Landleben

Morgens sah das Wetter wider Erwarten total elend aus. Nebel, Nieselschauer, kalt. Gegen Mittag wurde es dann aber doch noch gut, mit Sonne und Wolken abwecheslnd. Trockenes Holz fand sich dann auch noch, wenn auch etwas stoerisch in der Handhabung.

Der improvisierte Fussballplatz hinter dem Hauptweg wird intensiv genutzt, die aktuelle Regelvariante ist "wer ein Tor schiesst wechselt zur gegnerischen Mannschaft" und sorgt fuer das erwartete Mass an Verwirrung.
Die Kinderkueche erfreut sich auch reger Beliebtheit, der Club der Schoenen Muetter. Die Anwesenheit von nunmehr vieleicht 1000 Menschen macht sich schon deutlich bemerkbar, es ist Nachts lauter und so ein paar Idioten und klaeffende Hunde sind auch dabei.

Morgen werd ich runter ins Dorf gehen, Lebensmittelnachschub kaufen und den Transport unsere Gepaecks nach unten organisieren. Sicherheitshalber Regenzeug in den Rucksack stopfen, das Wetter ist doch recht volatil.

Ansonsten reicht es mir auch langsam mit dem Zeltleben. Eine warme Dusche, ein ordentliches Steak, Mate und frischer Quark auf frischem Brot waere doch mal wieder ganz nett.

Posted by frank at 12:00 AM | TrackBack

July 28, 2004

Blick vom Berg

So sieht die Landschaft von einem der Huegel ringsum aus.

Posted by frank at 09:48 PM | TrackBack

Kuechenkonstruktionen

Das sind die Daecher der Kueche unter denen das Essen fuer dei Morgend- und Abend-Circle zubereitet wird.

Posted by frank at 09:37 PM | TrackBack

Wetterwechsel

Nach einem recht akzeptablen Tag gestern und einem fiesen Nachtgewitter mit beaengstigend nahen Einschlaegen scheint das Wetter nun endlich wieder auf dem Wege der Besserung zu sein. Der Luftdruck ist bei 849 hPa, Tendenz stark deutlich steigend. Aufgelockerte Bewoelkung und leichter Wind ergaenzen die frohe Botschaft.

Gestern hab ich den halben Tag an der Feuerstellenerweiterung fuer die Kueche mitgebaut, eine Konstruktion aus Plane, Baumstaemmen ung ganz viel Schnur. Es ist schon verblueffend zu sehen wie wenig viele Menschen die Gewalt des Windes einschaetzen koennen. Nachdem wir das vorherige Behelfskonstrukt neu angelegt und mit vielen soliden Abspannungen und Befestigungen versehen haben besteht die Hoffnung das es nun noch ein paar Wochen haelt.

Abends kam dann eine grosse Ladung Essen an, gerade rechtzeitig. Die Vorraete fuers Abendbrot beschraenkten sich zuvor auf 50kg Kartoffeln und einen Sack Mehl, was fuer nunmehr 800 Leute doch etwas knapp geworden waere...

Posted by frank at 01:29 PM | TrackBack

July 26, 2004

16 Uhr Gewitter

Es scheint als entwickele sich ein nachmittaegliches Gewitter zum Standard. Mein Wasserbauprojekt (siehe unten) scheint zu funktionieren, aber muss wohl erweitert werden. Immerhin ist das Zeltinnere halbwegs trocken. Blitzeinschlaege in unmittelbarar Naehe sind allerdings schon etwas furchterregend...

Posted by frank at 03:53 PM | TrackBack

Haengematten

Das ist die Haengematten & Lese-Ecke oben auf einem der Huegel. Gerade keiner da weil kurz nach einem Regen die Matten noch nass sind.

Posted by frank at 12:05 PM | TrackBack

July 25, 2004

Entwaesserungsgraben

Das ist der Entwaesserungsgraben den ich, nachdem heute in einer Stunde grob berechnet 50 Liter Wasser pro Quadratmeter in einer Stunde vom Himmel fielen rings um das Zelt gebuddelt habe. Erstaunlich schwere Arbeit in diesem Boden mit einer Erdhacke.

Posted by frank at 11:37 PM | TrackBack

Circle

Spass und Spiel am grossen Feuer vor dem Abend-Circle.

Posted by frank at 02:18 PM | TrackBack

Tipi auf der Wiese

Das mit dem rotieren uebe ich nochmal. Hier ein Bild des grossen Gemeinschafts-Tipis, sehr beliebt bei Regen.

Posted by frank at 02:02 PM | TrackBack

bild-experiment

Posted by frank at 01:49 PM | TrackBack

July 24, 2004

Fool on the hill

Die Huegel rings um den Circle-Platz sind voll mit Zelten, Planenkonstruktionen und Tipis. An ein paar besonders schoenen Plaetzen laden Chai-Kuechen zum Verweilen ein. Der Blick ueber die Berge, Huegel und quer in das (leider etwas regnerische) Wetter fesselt fuer Stunden.

Die Quelle wurde mit Hilfe von flexiblen Plasterohren ein Stueck weiter verlegt und funktioniert tatsaechlich besser. Zudem gibt es wohl noch mindestens eine alternative Quelle. Durch den Regen sprudelt das Wasser wieder reichlich.

Posted by frank at 04:43 PM | TrackBack

July 23, 2004

Konsumexpedition und Gewitter

Morgens um 10 hab ich mich auf den Weg ins Dorf gemacht. Etwas mehr als vier Kilometer, entlang einer Forststrasse ueber die sonst die LKWs zum Rainbow-Platz fahren um Essen und Rucksaecke zu bringen. Der Hinweg, mit leerem Rucksack und konstant bergab, dauerte nur etwas mehr als eine Stunde. Fuer den Rueckweg, mit vollem Rucksack, konstant bergauf und mit Badepause in einem Bachpool bauchte es zwei Stunden, groesstenteils in angenehmes Gespraech mit einem Alt-Rainbow vertieft. Das Bergbach-baden war mehr als erfrischend temperiert, aber dringend noetig.

Gegen Abend schaffte es dann doch eine der Regenwolken die schon den ganzen Nachmittag westlich und noerdlich umherschweiften die Wiese gruendlich zu durchweichen. Das dazugehoerige Gewitter blieb ca. 3km weiter noerdlich stehen. Nach dem Regen waren I?m Norden, Westen und Osten die ganze Zeit dicke Wolken und Blitze zu sehen. Sehr beeindruckend, zusammen mit der untergehenden Sonne und spaeter dem klaren Sternenhimmel ueber uns.

Gerade faengt es wieder etwas an zu regnen, es scheint als wuerde es die oestliche Front doch in unsere Richtung treiben. Eine kraeftige Windboee rauschte durch den Wald am Hang und blaehte die Planen. Ich bin sehr gespannt ob das China-Zelt haelt. Vor allem die Windlast macht mir etwas Sorgen, das gute Stueck ist so hoch das man in der Mitte stehen kann. Mal schaun wie feucht die Nacht so wird...

Fuer das "Wird mit Salz gekocht oder nicht"-Problem wurde eine praktikable Loesung gefunden. Ein kleiner Topf wird salzlos gekocht, der Rest ganz normal, alle gluecklich.

Das wolkige Wetter den Nachmittag und Abend ueber zeigte dann die Grenzen der Solargetriebenen Infrastruktur auf. Mehr als 50% Akku war nicht herauszukitzeln, deswegen sitze ich gerade mit ausgeschalteter Hintergrundbeleuchtung und Kopflampe am Geraet. Nicht gut fuer die Augen, aber immerhin geht es halbwegs. Hoffentlich reicht der Strom noch fuers posten.

Posted by frank at 11:38 PM | TrackBack

July 22, 2004

Donnerwetter

Heute fing es nachmittags beim Holzsammeln tatsaechlich kurz an zu donnern (allerdings weiter westlich) und ein bischen zu regnen (mehr symbolisch). Die Bauern meinten morgen wuerde es etwa ab 16h fuer zwei Stunden richtig regnen, nach Wolkenlage und Sonnenuntergangsfarbe halte ich das fuer durchaus realistisch.

Mittlerweile ist das Rainbow hier auf mehr als 450 Leute angewachsen, mit den ueblichen Logistik-Problemen. Das wichtigste Problem: die verbohrten Spinner sind auch angekommen. Heute hatte sich die "Salz ist Boese"-Fraktion in der Kueche durchgesetzt, was zu einer unmittelbar schlechte Laune erzeugenden Linsensuppe ohne Salz fuehrte. Mit einem Bruehwuerfel und ein bischen verfeinern auf dem eigenen Kocher wurde das ganze recht geniessbar, aber der Schock sass schon tief, offenbar nicht nur bei mir. Morgen frueh ist erstmal eine Kuechen-Diskussion angesetzt, wenn ich mich hinreichend sachlich fuehle werde ich da wohl mal vorbeischauen. Das das Essen hier vegetarisch ist kann ich ja aus oekonomischen Gruenden gut nachvollziehen, aber Salz-Hysteriker sind echt nicht auszuhalten...

Ansonsten soll morgen die Quelle "verbessert" werden, ich bin gespannt ob das was wird und habe sicherheitshalber erstmal alle Wasserbehaelter bis zum Anschlag befuellt und nach alternativen Quellen Ausschau gehalten. Fuer die Wasserversorgung waere ein kraeftiger Regen wirklich gut.

Morgen will ich runter ins Dorf wandern, Lebensmittel nachkaufen. Der Weg ist zwar etwas laenglich, aber mittlerweile sind die Vorraete an Brot, Salami und Milchpulver zu Ende und ein paar andere Annehmlichkeiten wie Kakao und Honig beduerfen auch der Ergaenzung. Ich bin gespannt wie gut die Dorflaeden mit der ploetzlichen Nachfragesteigerung klarkommen und hoffe nicht vor kahlgekauften Regalen zu stehen.

Posted by frank at 11:15 PM | TrackBack

July 21, 2004

So ein Tag

Die Tage vergehen hier recht entspannt. Feuerholz sammeln, Wasser von der Quelle ranschleppen, zweimal am Tag Essen am Circle (falls ich nicht gerade keinen Hunger habe); das sind so die wesentlichen Notwendigkeiten. Ansonsten habe ich heute einen Batzen Baukloetzer fuer die Kids geschnitzt und meine Krishnamurti-Lektuere fortgesetzt. Jiddu Krishnamurti war ein schlauer Philosoph (wenn man das so nennen mag) aus Indien, der einen sehr persoenlichen und unesoterischen Weg zur Selbsterkenntnis lehrte. Er lehnte jede Form von Gurutum oder Fuehrerschaft so weitgehend ab das er 1929 den Order of the Star in the East, zu dessen Oberhaupt er ernannt worden war, auf einer Versammlung von dreitausend Juengern einfach aufloeste. Der Orden sollte das Kommen des Weltenlehrers proklamieren. Zur Begruendung sagte er unter anderem: "I maintain that Truth is a pathless land, and you cannot approach it by any path whatsoever, by any religion, by any sect. (...) Truth, being limitless, unconditioned, unapproachable by any path whatsoever, cannot be organized; nor should any organization be formed to lead or coerce people along any particular path. (...) A belief is purely an individual matter, and you cannot and must not organize it. If you do, it becomes dead, crystalized, it becomes a creed, a sect, a religion, to be imposed on others." Vermutlich waere er I?m Nahen Osten von allen Seiten gesteinigt worden... Keine leichte Lektuere, so alle zwei Seiten muss ich erstmal eine halbe Stunde Pause machen und darueber nachdenken. Aber so in der Haengematte in den Huegeln, mit kleinen Schaefchenwolken am Himmel, geht das schon ganz gut. Ansonsten gab es heute noch das Ausladen des Essen-Lasters. Dazu stellten sich knapp 100 Leute in eine Reihe zwischen LKW und Kueche (die Strasse geht nicht bis hoch) und warfen sich wie bei einer Eimerkette die Melonen und Kartoffelsaecke zu. Sehr spassige Beschaeftigung, hinterher gab es die paar verunfallten Melonen gleich zum Aufessen.
Posted by frank at 11:28 PM | TrackBack

Sternenhimmel

Die Naechte hier sind so klar und Lichtsmog-frei das man die Milchstrasse und viele Sternbilder sehen kann die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Und: es ist erstaunlich wie voll der Himmel mit Satelliten ist. Man kann nicht fuer fuenf Minuten in eine Ecke des Himmels schauen ohne den wandernden Leuchtpunkt eines Satelliten zu sehen. Gelegentlich gibt es auch Blinker, d.h. Satelliten die langsam blinken und dabei zwischendrin auch mal ungewoehnlich hell sind.

Posted by frank at 10:57 PM | TrackBack

July 20, 2004

Solar powered weblog und andere technische Details

Da einige Leser sich fragten wie ich den wohl auf der Wiese die Geraetschaften mit Strom versorge, hier die Aufloesung des Raetsels: in den Gepaeckbergen verbag sich auch eine etwa DIN A3-grosse 20W Solarzelle die eine Zigaretten-Anzuender-Buchse als Anschluss hat. Der XDA2 wird damit in praller Sonne in knapp zwei Stunden voll, das Thuraya-Telefon etwas schneller.

Netz habe ich hier wider Erwarten doch per GSM. Die Deckung ist zwar eher marginal und manchmal mussich wie ein Wuenschelrutengaenger (von denen es hier auch einige gibt) ueber die Haenge ziehen um hinreichend Signal zu haben, aber immerhin geht es so halbwegs. Das Thuraya-Setup fuer Internet habe ich aus diversen Greunden nicht zum spielen bekommen (der Treiber fuer das Foldable Keyboard scheint zu interferieren und ich habe die falsche Dialup-Nummer mitgenommen).

Solarzellen und LED-Taschenlampen scheinen auch unter den sonst recht Technik-abstinenten Rainbow-Teilnehmern weitgehende Akzeptanz gefunden zu haben. Wie immer, wenn technischer Fortschritt ein hinreichendes Level an Komfort und oekologischer Reinheit erreicht hat.

Posted by frank at 11:12 AM | TrackBack

Landschaftsbeschreibung

Das Rainbow-Camp befindet sich auf einer huegeligen Hochebenen-Wiese. Die Zelte, Tipis und Planenkonstruktionen stehen locker verteilt auf den Wiesen und auf den Lichtungen der Tannenwaelder die sich ringsum erstrecken. Wenn man oben auf einem der Haenge oder Huegel steht kann man die umliegenden tiefgruenen Berge sehen. Das Wasser kommt frisch aus einer eingefassten Quelle und ist leider doch etwas spaerliicher als am Parkplatz zu vermuten war. Nachher wollen wir mal sehn ob wir den groesseren Bach finden der irgendwo I?m Wald fliessen solll, inklusive zum baden geeigneter Stellen. Das Wetter ist perfekt, Sonne mit kleinen Schhaefchenwolken und leichter Wind. Man bekommt schnell einen Sonnenbrand weil der Wind kuehlt und sich die 1500 Hoehenmeter doch bemerkbar machen. Vorgestern habe ich noch beim Aufbau der Kinder-Kueche geholfen. Eine Planenkonstruktion auf Tannenstaemmen am Waldrand. Mit ein paar strategisch platzierten Naegeln , reichlich Schnur-Verbindungen und Abspannungen entstand dann doch ein recht solides Gesamtkunstwerk das so aussieht als wuerde es den Rest des Rainbows ueberstehen.
Posted by frank at 11:12 AM | TrackBack

July 19, 2004

up, up!

17.7.2004, 21.26h 1514m (WGS84), 856 mBar N41.56573, E024.34.198 Oben auf dem Rainbow-Platz Nach ausfuehrlichen Konsultationen mit den sonstigen Gepaeckgeplagten sind wir gegen Mittag zusammen mit einem bulgarischen Paerchen ins Dorf (Buynovo) gegangen und haben in einem der Laeden einen LKW organisiert. Fuer 30 Lewa (umgerechnet knappe 15 Euro) tauchte gegen 16h tatsaechlich ein betagter aber funktionstuechtiger GAZ Pritschenlaster am Parkplatz auf, der genug Platz fuer das gesamte Gepaeck plus die Fusskranken hatte. Wie nicht anders zu erwarten setzt man sich beim Rainbow (nicht anders als in anderen Vereinen...) natuerlich als jemand der Dinge in Bewegung bringt ideologisch motivierten Anfeindungen aus. So gab es zum einen einen Fundamental-Oppositionellen der der Meinung ist das jeder sein Gepaeck selber hochtragen muesse oder sich halt von anderen helfen lassen sollte. Ich hatte fuer den Typen dann allerdings so wenig Nerv das ich weggegangen bin. Kurz vorher hatte sich schon ein anderer Ultra-Hippie, der selbst viel zu entspannt war um irgendwas zu organisieren ("Oach weisst du, wenn wir jetzt packen und aufladen kommen wir doch nur in Stress und das geht nun gah ned...") ueber den ausgehandelten Preis fuer die Fuhre echaufiert, weil irgendwer angeblich fuer die Haelfte einen Lift organisiert haette, vor ein paar Tagen. Und das wuerde dann nur zur Preiseskalation fuehren und wir haetten bestimmt nicht richtig gefeilscht etc. pp. Ich bin dann mit einem herzlichen "Machs doch selber besser." weitergezogen. Das kam mir alles viel zu bekannt vor um mich damit auch noch in meinem Urlaub rumzuaergern. Geaergert habe ich mich dann aber doch. Nachdem das Gepaeck verladen war sind wir dann zu Fuss nach oben gewandert. Die Strecke ist nur ca. 7km, aber krass steil, keine Chance mit mehr als 15kg auf dem Ruecken. Die Landschaft ist aber atemberaubend schoen, maerchenhafte Sommerwiesen zwischen dunklen Tannenwaeldern, weite Ausblicke auf die umliegenden Berge. Als wir ankamen lag unser Gepaeck schon am Circle-Platz, an Transportverlusten war leider eine Gitarre und ein durchgescheuertes Deckelfach am Rucksack zu beklagen. Den Beschreibungen derer die mit dem LKW mitgefahren sind zufolge ist die Fahr-Strecke (eine andere Route als der Fussweg) aber so hart und schwankend das sich das noch I?m akzeptablen Bereich bewegt. Nach einigem hin und her haben wir dann einen schoenen Standort fuer das Zelt gefunden. Das Zelt aufbauen ist eine eher abendfuellende Beschaeftigung. Es handelt sich um einen offenbar aus Katalogbildern nachempfundenen chinesischen Lookalike eines Vaudee Pyramid fuer ca. 85 Euro, mit entsprechenden Abstrichen an Aufbaukomfort und Materialguete. Nach etwas mehr als einer Stunde stand das gute Stueck dann doch. Der Boden ist etwas steinig unter dem Gras, also mussten ein paar dieser laecherlichen Zeltnaegel dran glauben. Gerade war der Essens-Circle, ich hab mich aber ferngehalten weil ich noch zu misslaunig bin. Stattdessen lieber Tee gekocht, Zelt weiter eingerichtet, Wasser geholt und Blog weitergeschrieben.
Posted by frank at 09:43 AM | TrackBack

Parkplatzing

16.7.2004, 23.37h Immer noch am Parkplatz unterhalb des Rainbow Gathering Der Gepaecktransport nach oben gestaltet sich dann doch etwas kompliziert. Es gibe noch keinen regulaeren Transport fuer Essen und Gepaeck nach oben, bisher wird alles frei improvisiert. Der Fussweg nach oben ist definitv nicht mit Gepaeck zu bewaeltigen, ein Teil der Strecke geht sehr steil bergauf. Morgen werden wir wohl versuchen in Buynovo, dem naechstgelegenen Dorf ein geeignetes Fahrzeug zu organisieren. Es gibt hier noch etliche Familien mit Kindern und viel Gepaeck und Leute die Material fuer Teekuechen und aehnliches dabeihaben. Vorhin waren wir schonmal in Buynovo zum einkaufen, das Dorf ist groesser als erwartet und hat sogar drei verschiedene Einkaufsgelegenheiten und ein Restaurant das auch noch nebenbei Kaese und Wurst verkauft. Das hier demnaechst einige hundert hungriger Hippies einfallen werden hat sich bei den Ladenbesitzern noch nicht so recht rumgesprochen, ich bin gespannt wie schnell die reagieren werden. Die Landwirtschaft hier in der Gegend beschraenkt sich offenbar auf Heu machen und ein bischen Gartenbau fuer den Eigenbedarf und fuegt sich sehr harmonisch in die Landschaft ein. Ein paar reiche Bulgaren haben sich offenbar ihre Feriendomizile hier errichtet, angesichts der Abgelegenheit und schoenen Natur keine schlechte Wahl. Die Grenzpolizei versucht so ein bischen die Kontrolle ueber das Geschehen zu behalten (wir sind nur wenige Kilometer von Griechenland entfernt) indem sie hier unten am Parkplatz Registrierungslisten auslegt. In Bulgarien gibt es theoretisch eine Anmeldepflicht fuer Touristen, es ist ein bischen unklar wie ernst die genommen werden muss. Wir spielen das Spiel ein bischen mit, die Listen werden immer von ein paar Freiwilligen ausgefuellt und die Grenzer kommen jeden Tag mal vorbeischauen ob wieder mehr Namen drinstehn. Angesichts der brutalen Aufloesung eines Rainbow Gatherings in Russland vor ein paar Jahren (da hat die OMON die Hippies mit Hubschraubern und Hunden zusammengetrieben und die Zelte zerstoert) hat niemand Lust die Staatsmacht unnoetig zu provozieren, insbesondere wenn es nur um so Kleinkram geht.
Posted by frank at 09:41 AM | TrackBack

July 15, 2004

Rhodopen

N 41.57689, E 024.322171,
1307m ue. NN (WGS84)
873 hPa, Temp: 12,9 C
Irgendwo in den bulgarischen Rhodopen, Nahe der Grenze zu Griechenland, naechste bekannte Ortschaft: Buynovo

Nach einigen letzten Einkauefen, einer ausfuehrlichen Runde "letztes heiss Duschen fuer zwei Wochen" und hektischem Sachenzusammensuchen haben wir unsere Gepaeckberge dann wieder auf das Taxi geschnallt. Ein gestern erworbener Spanngurt leistete dabei gute Dienste. In gemaechlichem Tempo schaukelten wir die Strasse von Plovdiv in die Berge empor. Nach Durchqueren der Plovdiver Gebrauchtwagen-Industrieueberrest-Schrottzone wurde die Landschaft recht schoen. Die Strasse geht durch tiefe Taeler, entlang an ausgedehnten Stauseen, vorbei an zahlreichen kleinen Wasserkraftwerken, gruenen Hangwaeldern und atemberaubenden Fellshaengen. Gelegentlich passierten wir eine Strassenausbesserungsbaustelle mit "Co-Finanziert durch die EU"-Schild und einigen geruhsam vor sich hin werkelnden Bauarbeitern.

Eine kurze Rast in Devin, einer doch durchaus touristisch erschlossenen Bergstadt bewahrte uns vor der aufsteigenen Kodderigkeit von dem vielen links-rechts-links-rechts-Geschlenkere.
Irgendwann lagen dann immer mehr Felstruemmer auf der Strasse und die Bruecken wurden abenteuerlicher. An einer dieser Holzkonstruktionen war unser Fahrer sichtlich froh das von der anderen Seite erstmal zwei LKWs voller Sand passierten und ihm so Gewissheit gaben das die Bretterlagen uns wohl doch aushalten werden. Er gab seinen zunehmenden Zweifeln das wir noch ganz richtig im Kopf seien durchaus dezent Ausdruck, z.B. mit dem Hinweis auf das Ende der bis dato die Strasse begleitenden Stromleitung.

Vorbei an der Zufahrt zur letzten allgemein akzeptierten Touristen-Attraktion in dieser Richtung, den Jagodina-Hoehlen, wurde die Strasse zwischendurch wieder ein bischen besser (sprich: asphaltierter), natuerlich nur um dann wieder zur gewohnten Schlaglochform zurueckzufinden. Letztendlich sahen wir dann auf der linken Seite eines Flusstals die ersehnte Ansammlung von verbeulten bunten Wohnmobilen und Zelten. Einige hundert Meter ueber einen Sandpfad spaeter waren wir auf dem Parkplatz unterhalb des eigentlichen Rainbow Gathering angekommen. Der Fahrer vergwisserte sich vorm Abfahren nochmal das wir hier wirklich bleiben wollen ("What will you eat? There are no shops here!"), beruhigte sich aber etwas als ich im das Thuraya-Telefon zeigte und ihm versprach das ich ihn anrufe sobald wir hier wieder wegwollen.

Da der Weg hoch zur eigentlichen Rainbow-Camping-Wiese wie ueblich einigermassen laenglich und mit unseren Gepackmengen nicht realistisch zu Fuss zu bewaeltigen ist, haben wir dann erstmal das Zelt unten am Fluss aufgebaut und uns provisorisch eingerichtet. Es gibt wohl gelegentlich eine Pferdekutsche nach oben die die Kueche versorgt, die Hoffnung ist das wir da wenigstens das Gepaeck mit hochbekommen. Ich bin noch skeptisch das das bald was wird...

Die Landschaft ist ansonsten atemberaubend schoen, die Luft sehr sauber und es gibt kleine, klare Quellen die direkt den Berg herunterkommen. Zumindest die Wasserversorgung duerfte sich also unproblematisch gestalten.

Posted by frank at 09:46 PM | TrackBack

Rhodopen

N 41.57689, E 024.322171,
1307m ue. NN (WGS84)
873 hPa, Temp: 12,9 C
Irgendwo in den bulgarischen Rhodopen, Nahe der Grenze zu Griechenland, naechste bekannte Ortschaft: Buynovo

Nach einigen letzten Einkauefen, einer ausfuehrlichen Runde "letztes heiss Duschen fuer zwei Wochen" und hektischem Sachenzusammensuchen haben wir unsere Gepaeckberge dann wieder auf das Taxi geschnallt. Ein gestern erworbener Spanngurt leistete dabei gute Dienste. In gemaechlichem Tempo schaukelten wir die Strasse von Plovdiv in die Berge empor. Nach Durchqueren der Plovdiver Gebrauchtwagen-Industrieueberrest-Schrottzone wurde die Landschaft recht schoen. Die Strasse geht durch tiefe Taeler, entlang an ausgedehnten Stauseen, vorbei an zahlreichen kleinen Wasserkraftwerken, gruenen Hangwaeldern und atemberaubenden Fellshaengen. Gelegentlich passierten wir eine Strassenausbesserungsbaustelle mit "Co-Finanziert durch die EU"-Schild und einigen geruhsam vor sich hin werkelnden Bauarbeitern.

Eine kurze Rast in Devin, einer doch durchaus touristisch erschlossenen Bergstadt bewahrte uns vor der aufsteigenen Kodderigkeit von dem vielen links-rechts-links-rechts-Geschlenkere.
Irgendwann lagen dann immer mehr Felstruemmer auf der Strasse und die Bruecken wurden abenteuerlicher. An einer dieser Holzkonstruktionen war unser Fahrer sichtlich froh das von der anderen Seite erstmal zwei LKWs voller Sand passierten und ihm so Gewissheit gaben das die Bretterlagen uns wohl doch aushalten werden. Er gab seinen zunehmenden Zweifeln das wir noch ganz richtig im Kopf seien durchaus dezent Ausdruck, z.B. mit dem Hinweis auf das Ende der bis dato die Strasse begleitenden Stromleitung.

Vorbei an der Zufahrt zur letzten allgemein akzeptierten Touristen-Attraktion in dieser Richtung, den Jagodina-Hoehlen, wurde die Strasse zwischendurch wieder ein bischen besser (sprich: asphaltierter), natuerlich nur um dann wieder zur gewohnten Schlaglochform zurueckzufinden. Letztendlich sahen wir dann auf der linken Seite eines Flusstals die ersehnte Ansammlung von verbeulten bunten Wohnmobilen und Zelten. Einige hundert Meter ueber einen Sandpfad spaeter waren wir auf dem Parkplatz unterhalb des eigentlichen Rainbow Gathering angekommen. Der Fahrer vergwisserte sich vorm Abfahren nochmal das wir hier wirklich bleiben wollen ("What will you eat? There are no shops here!"), beruhigte sich aber etwas als ich im das Thuraya-Telefon zeigte und ihm versprach das ich ihn anrufe sobald wir hier wieder wegwollen.

Da der Weg hoch zur eigentlichen Rainbow-Camping-Wiese wie ueblich einigermassen laenglich und mit unseren Gepackmengen nicht realistisch zu Fuss zu bewaeltigen ist, haben wir dann erstmal das Zelt unten am Fluss aufgebaut und uns provisorisch eingerichtet. Es gibt wohl gelegentlich eine Pferdekutsche nach oben die die Kueche versorgt, die Hoffnung ist das wir da wenigstens das Gepaeck mit hochbekommen. Ich bin noch skeptisch das das bald was wird...

Die Landschaft ist ansonsten atemberaubend schoen, die Luft sehr sauber und es gibt kleine, klare Quellen die direkt den Berg herunterkommen. Zumindest die Wasserversorgung duerfte sich also unproblematisch gestalten.

Posted by frank at 09:46 PM | TrackBack

July 14, 2004

Zum Rainbow

Morgen frueh packen wir unsere Gepaeckberge wieder zusammen und schnallen sie auf das Auto. Dann geht es in die Berge, zum Rainbow Gathering . Die Kurzfassung der Antwort auf die Frage "WTF ist ein Rainbow Gathering?!" lautet: einige hundert bis einige tausend Menschen, die man wohl in der Mehrzahl landlaeufig als Hippies bezeichnen wuerde, treffen sich fuer ein paar Tage oder Wochen an einem schoenen, entlegenen Ort und versuchen so zu leben als wenn die Welt noch in Ordnunge waere. Die etwas laenger Beschreibung geht so: Alles ist nichtkommerziell, d.h. es gibt keine Verkaufsstaende, keinen Eintritt, keinen eigentlichen Veranstalter. Infrastruktur aller Art wird selbstorganisiert geschaffen. Strommusik gibt es nicht, gewohnt wird in Zelten und unter Planen. Es gibt Morgens und Abends einen gemeinsamen Essens-Circle (ein ziemlich abgefahrener Anblick wenn 3000 Leute in riesigen konzentrischen Kreisen sitzen und zusammen essen). Dafuer wird Essen in einer gemeinsamen Kueche gekocht, der Lebensmitteleinkauf wird aus dem Magic Hat finanziert, einem bunten Hut der nach jedem Essen von Musikanten herumgetragen wird, um Spenden fuer das naechste Essen zu sammeln. Es gibt verschiedenste Workshops die von Teilnehmern selbst organisiert werden, viele davon mit spirituellem oder naturphilosophischem Inhalt. Dabei praktizieren dann Zen-Aspiranten eintraechtig neben Heilkraueter-Spezialistinnen, Krishna-Juengern, Hexen, Didgeredoo-Lehrern und Sternenfreaks. Beim Rainbow gibt es keine einheitliche "Religion", nur ein sehr diffuses Gefuehl des Zusammenhalts aufgrund des Andersseins und der Naturverbundenheit. Es gibt ein Minimalset von Regeln (die Natur schonen und achten, kein Muell hinterlassen, keine Hunde, keine (harten) Drogen, keine elektrische Musik etc.). Natuerlich fuehrt das auch mal zu Konflikten (die sich meist an den Themenkreisen Drogen, Koffein, Tabak, Kaffee, Hunde und aehnlichem entzuenden). In der Regel werden solche Zwistigkeiten aber recht schnell beigelegt. Die Vielfalt der spirituellen, religioesen und praktischen Workshop-Angebote macht einen wesentlichen Reiz des Rainbows aus. Die Qualitaet ist natuerlich stark schwankend, von unfreiwillig komisch bis sehr fundiert und beeindruckend reicht die Bandbreite. Wenn die Ahnenerforschung mittels Sternkonstellationen dann erwartungsgemaess doch zu bloed wird geht man halt einfach weg und legt sich auf die Wiese oder schaut entspannt beim meditativen Messerschaerfen vorbei. Der Selbstorganisationscharakter hat leider zur Folge das man je nach auesseren Umstaenden relativ viel Zeit mit Ueberleben verbringen kann (Wasser holen, kochen, Scheissloecher ausheben, Lebensmittel beschaffen wenn das Essen vom Circle zu mager ausfaellt etc.). Spaetestens nach einer Woche hat einen dann meist auch die radikal beschleunigte Verdauung erwischt... Ich bin sehr gespannt wie gut der Platz ist und wie fit die Leute sind die die Vorplanung gemacht haben. Von ihrem Geschick haengt es ab ob so ein Rainbow entspannt ist oder zum anstrengenden Survival-Camp ausartet. Das Wetter, die Verfuegbarkeit von genuegend sauberem Wasser und Feuerholz, die Ungeziefer-Belastung und der Lebensmittel-Nachschub fuer die gemeinsame Kueche sind die wesentlichen Faktoren. Wie es mit GSM da oben aussieht bzw. ob mein Solar-Satelliten-Spielzeug wirklich funktioniert wie gedacht weiss ich noch nicht. Wenn es schiefgeht gibt es den naechsten Eintrag erst wenn ich wieder in der Zivilsation bin.
Posted by frank at 09:04 PM | TrackBack

Parks

Wie eigentlich fast ueberall in Osteuropa wo ich bisher unterwegs war sind auch in Plovdiv die Parks sehr sehenswert. In Deutschland geht der Trend ja leider zu ausgeweideten, unanagenehm uebersichtlichen Gruenflaechen geht wo man moeglichst wenig kuschelige nicht einsehbare Ecken hat. Ich vermute mal das die allgegenwaertige Sicherheitsparanoia und der Kostendruck auf die Gruenflaechenaemter dazu fuehren das es immer weniger schoene, verwinkelte Parks gibt, die voller Ueberraschungen und netter Kleinigkeiten stecken. Hier gibt es das noch. Ueberall locken Baenke zum Verweilen, sowohl einzelnstehend und etwas abseits fuer die knutschenden Paerchen als auch in Gruppen am Wegesrand fuer die schachspielenden Rentner und tratschenden Muetter. Interessante Bildhauereien und phantsievolle Springbrunnen mit bedarfsgerechten Sitzgruppen sorgen fuer angenehme Ueberraschungen, die Wege sind kurvig und verschlungen. Das Klima hier ist zugegebenermassen auch freundlicher fuer landschaftsgaertnerische Ambitionen, aber es ist auch deutlich zu merken und zu sehen das Geld und Personal aufgewendet werden um die Parks schoen zu halten. Und das in einem Land das eigentlich kein Geld hat. Prioritaeten setzen ist eben doch eine Geschmacksfrage...
Posted by frank at 09:03 PM | TrackBack

Cheap and from China

N 42.13762 E 024.74835
Plovdiv, Bulgarien

Eine der Schattenseiten der Globalisierung ist das Aussterben von Produkten die in einem Land teurer als in China hergestellt werden. Das Ergebnis ist dann das wie hier in Bulgarien Laden an Kiosk an Bude voll mit minderwertigem Plastikkram steht und es schwer wird einfache Dinge zu kaufen die zwar ganz sicher irgendwo hier hergestellt werden, aber neben dem bunten Tand keine Chance in den Auslagen haben.

Gestern und heute habe ich einiges an Zeit mit dem vergeblichen Versuch so etwas simples wie Brennspiritus zu finden verbracht. Die meisten befragten Verkaeufer erinnerten sich zwar noch daran das es sowas mal gab, aber wo das nun verkauft wird war auch ihnen ein Raetsel.

Am Ende haben wir dann in einer Apotheke zwei Liter 90%igen Alkohol der eigentlich zur Wunddesinfektion gedacht ist gekauft, fuer hiesige Verhaeltnisse mordsteuer, nach deutschen Masstaeben noch halbwegs ertraeglich.

Das gleiche Phaenomen begegnete mir dann bei der Suche nach simplen Haushaltskerzen. Ich hatte nach einigesm Suchen die Wahl zwischen goldbesprenkelt mit Duft und silbergetuencht ohne Duft. Achja, schrillbunt mit Wabenimitat und noch krasserem Duft gabs auch noch.

Irgendwo muss es hier auch noch ganz nornale Laeden gebe denke ich mir so, aber es ist mir gerade unmoeglich die zu finden. Die Lebensmittellaeden fuehren noch eine Auswahl an lokal produzierten Nahrungsmitteln, aber auch sehr viel importiertes Zeug. Bei Drogerieartikeln hat man dann die Wahl zwischen europaeischen Marken und deren chinesischen Imitaten. Meistens gibt es dann nur das Notwendigste: Epilierzubehoer in fuenf Varianten, Deos, Shampoo, ein bischen Zahnputz und vieleicht noch etwas Waschmittel.

Der absolut dominierende Geschaeftszweig ist hier der Bekleidungshandel, dicht gefolgt von Mobiltelefonen nebst Zubehoer. Die Fussgaengerzonen sind voll mit Klamottenlaeden aller Preislagen, gut durchmischt mit GSM-Shops voller Oberschalen und Halsbaender.

Posted by frank at 09:03 PM | TrackBack

July 13, 2004

Technik

Gerade sitze ich auf dem Balkon, eine Tschibo-LED-Kopflampe erhellt den Tisch. Ich blogge mit einem XDA2 und einem umgeloeteten Compaq Ipaq Foldable Keyboard, obendrein ein englisches. Als Blogtool verwende ich Pocket SharpMT. Ich muss also um Nachsicht fuer die fehlenden UmlautZ, die fehlenden Bilder (werden nachgereicht) und die frequenteren Typos bitten. Sobald wir uns aus der Zivilsation hinausbewegen wird es dann etwas kniffliger mit Strom und Netz. Ich hab ein bischen Spielzeug mitgenommen (Solarzelle zum Akkus laden, Thuaraya-Telefon fuer die Aussenkomunikation) und bin gespannt ob das so funktioniert wie ich mir das denke. (Vielen Dank an Rop fuers Keyboard-Borgen, an Erdgeist fuers mail einrichten und an Cryx fuers MT-URL raussuchen).
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Plovdiv

Plovdiv ist nach Sofia die zweitwichtigste Stadt Bulgariens. Um eine Innenstadt mit richtig historischen Haeusern und Kirchen (es gibt sogar ein Amhitheater und reichlich sonstige Truemmer aus roemischer Zeit) schichtet sich eine Abfolge von Neubausiedlungen die man nicht wirklich als schoen bezeichnen kann. Aber immer sind sie lebendig, die Erdgeschosse sind voll mit Laeden, es gibt Maerkte und Cafes und Baume zwischendrin. Die Altstadt von Plovdiv ist sehenswert. Grobes, altes Pflaster auf den Strassen, Haeuser in allen Stadien von Verfall und Rekonstruktion, gebaut in teilweise recht ungewoehnlichem Architekturstil, oft mit farbigen Ornamenten und Wandfresken versehen. Der Touri-Zentrum-Charakter ist leider nicht ganz zu uebersehen, aber immerhin ist der Kitsch hier original lokal und handgemacht und nicht Cheap & from China. Die Fussgaengerzonen sind voll mit schoenen, wohlgekleideten Menschen, die Laeden sind voll (mit Waren und mit Kauefern), auch wenn es eine starke Betonung in Richtung Billig-Shops gibt. Sehr populaer sind die "alles nur ein Lewa"-Laeden. Ein Lewa entspricht haargenau einer Deutschen Mark, als jetzt knapp einem halben Euro. Klar ist das die meisten Leute ihre Lewa ca. vier mal umdrehen bevor sie ausgegeben wird, aber es vermittelt sich kein Eindruck von schreiendem Elend wie anderswo in Osteuropa. Allerdings ist Plovdiv wie gesagt auch eine grosse und wichtige Stadt, wir werden sehen wie die Lage auf dem Lande ist. Es gibt flaechendeckend zwei GSM-Netze, M-Tel und Globul. Als Reisender benoetigt man beide, Globul hat wesentlich guenstigere Sprach-Tarife, M-Tel hat einen GSM-Internetdienst der mit 2,5cent/Minute eine absolut ertraegliche Notversorgung sicherstellt.
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Bulgarien-Anreise

Bulgarian Airlines ist der Nachfolger von Balkan Air, der irgendwann zwischendurch pleite gegangenen staatlichen Fluggesellschaft Bulgariens. Irgendwann Anfang der 90er hatte ich einmal das nicht besonders ausgepraegte Vergnuegen mit Balkan zu reisen, inklusive Zwischenstop im Hotel Plischka in Sofia. Die braune Patina der Kachelauskleidung des Flughafens ist mir noch genauso farbenfroh in Erinnerung wie das Fluggeraet, das den Eindruck machte es sei von Aeroflot ausgemustert worden. Die Maschine die uns gestern von Berlin nach Sofia befoerderte war hingegen eine angenehme Ueberraschung. Eine 737/300 die offenbar direkt von Lufthansa ubernommen wurde, inclusive grauer Ledersitze mit gelber Ziernaht und Essenausgabewaegelchen. Auch der sonstige Ablauf fuehlte sich an wie sonst im Bus zur Arbeit nach Frankfurt. Sogae die Sicherheitspantomime war original aus dem Lufthansa-Handbuch. Nach zwei Stunden durchaus ertraeglichem Flug kamen wir dann in Sofia an. Der Flughafen ist zwischenzeitlich mit EU-Finanzhilfe grosszuegig umgebaut worden, keine braunen Kacheln mehr weit und breit. Das Gepaeckfoerderband ist Tegel-Style, die Gepaeckwagen haben zwar Muenz-Einwurfschlitze fuer ein und zwei Euro, koennen aber einfach so verwendet werden. Offenbar stammen die Wagen von irgendeinem deutschen Flughafen (oder irgendwer hat ein extremes Mass an optimistischer Vorraussicht besessen...) Nachdem wir unsere Gepaeckberge (Foto wird nachgereicht, es handelt sich um insgesamt acht leicht unhandliche Stuecke...) mit Hilfe vieler Gurte und Schnallriemen an unserem Taxi befestigt hatten schaukelte die ganze Fuhre mit gemaechlichem Tempo 100 ueber die naechtliche Autobahn nach Plovdiv. Gelegentlich lauerte eine Polizeikontrolle am Wegesrand, doch offenbar hatten die Ordnungshueter gerade immer etwas anderes zu tun. Nachts um 3 (Ortszeit) langten wir dann doch an unserem Quartier an, einer erwartungskonform osteuropaeischen Zimmervermietung in einem Neubaublock. Von hier aus ist es nicht weit zum Zentrum von Plovdiv, alle interessanten Gegenden sind zu Fuss erreichbar.
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