June 24, 2003
Häuser und Beben
Mietwohnungen wie man sie aus Berlin kennt sind in Kalifornien eher selten. Wer irgendwie kann kauft sich ein Haus auf Hypothek und zahlt dann statt Miete den Kredit ab. Mortgages (so heissen die Hypothekenfinanzierungen) und Immobilientransaktionen sind ein wesentlicher Wirtschaftszweig. Die bisherige Steigerung der Immobilienpreise in Kombination mit fallenden Zinsen hat viele Leute in der Krise vor dem Absturz bewahrt. Ein Haus für eine Million Dollar (keine Seltenheit und nicht extrem gross) hat in den letzten paar Jahren durchaus schon mal um 15% zugelegt. Das bedeutet das man alleine durch Umziehen genug Geld realisieren kann um eine Weile auch ohne Einkommen auszukommen. Die Beschränkung der attraktiven bebaubaren Gebiete durch die Regierung dient hier zu gleichen Teilen dem Naturschutz und der Hochhaltung der Immobilienpreise. Re-Mortgaging, also die Umschuldung der Hypothek mit den aktuell niedrigeren Zinsen, ist der momentane Trend. Im Endeffekt spart man durchaus ein paar hundert Dollar im Monat durch niedrigere Zinsen.
nette Gegend
Die Nomenklatur für die Grössenangaben von Häusern und Wohnungen ist eher ungewohnt. Während in Deutschland die Quadratmeterzahl die erste Messgrösse ist, werden Häuser hier als "two bedrooms, 1,5 bath" angeboten. Des Rätsels Lösung ist das Abhängig von der Gegend die Grösse der Räume einigermassen Standardisiert ist. "two bedrooms, 1,5 bath" bedeutet das es zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, ein komplettes Bad, ein Klo und eine Küche gibt. Eine Ausnahme sind sogenannte "Studios", damit ist die Kombination von Wohnzimmer und Küche in einen Raum gemeint. Die Preise sind im Vergleich zu Deutschland hoch.
Kalifornien ist die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt. Sehr wesentliche Teile von Kalifornien werden wenn "The Big One", das wirklich grosse Beben an der St. Andreas-Spalte, kommt betroffen sein. Einige Highways und Hochhäuser sind mittlerweile mit Verstärkungen und elastischen Lagern versehen worden um das Schlimmste zu mildern. Es beschleicht einen aber schon ein ziemlich mulmiges Gefühl wenn man auf der unteren Ebene eine zweistöckigen Brücke oder auf einem hochstelzigen Highway fährt. Jeder hier hat irgendwelche Horrorstories von Bekannten oder Freunden zu erzählen die während des letzten grossen Bebens passiert sind. Typisch ist etwa die Geschichte von jemand der während des Bebens auf der unteren Ebene eine Brücke fuhr, aus der ein paar Elemente der oberen Ebene einseitig herunterklappten, von denen eins sein Auto glücklicherweise nur von hinten rammte.
Sehr ungünstiger Ort während eines Bebens...
Bei der ortsüblichen Leicht-Holzbausweise der Häuser stehen bei einem grossen Beben Kartenhaus-ähnliche Szenen zu erwarten. Versicherung gegen Erdbebenschäden gibt es seit dem letzten grösseren Beben praktisch nicht mehr. Die Kalifornier witzeln das sie nur hoffen das ihr Haus im Ernstfall nicht nur einstürzt sondern Feuer fängt, weil dagegen sind sie ja noch versichert.
Typische Lokale Bauweise: alles aus Holz und Spanplatten
In praktisch allen Lokalzeitungen gibt es hinten beim Wetterbericht eine Erdbebenspalte in der die kleinen Rumpler vom Vortrag berichtet werden. Jeden Tag gibt es etwa zwei oder drei Beben bis ca. 2 auf der Richterskala und um die dreissig unterhalb von Erdbebenstärke 1. In die Zeitung schaffen es meist nur die Beben grösser 1.
Posted by frank at June 24, 2003 09:57 PM | TrackBack