June 19, 2004
Ankommen
S 23.60078, W 046.67335
Sao Paulo, Brazil
Nach etwas lästigen elf Stunden Flug bin ich nun um winterlichen Sao Paulo, der grössten Stadt Brasiliens. Winterlich heisst das es nur etwa sonnige 25 Grad sind, was die Einheimischen fast zu kalt zum draussen sitzen finden. Die Einreiseformaliäten um 6 Uhr in der Frühe Ortszeit (was 11 Uhr deutscher Zeit entspricht) waren durchaus interessant. Es gibt tatsächlich einen separaten Einreiseschalter für US-Amerikaner die dann extra ID-behandelt werden und für die das Visum dann auch extra Geld kostet. Das ganze ist eine Gleichbehandlung die offenbar jeweils den Formalitäten und Kosten angepasst wird die Brasilianer haben wenn sie in die USA einreisen wollen. Irgendwie sympathisch.
Weniger sympathisch fand ich dann die Zollformalitäten. Wer etwas mehr Reisegepäck mit sich führt (ich neige meist dazu wenn ich länger als ein paar Tage unterwegs bin und auch noch Vorführ-Geräte mitschleppe) wird man zum Gepäck-Röntgen umgeleitet. Im Gegensatz zu den Kontrolleuren in Dubai die nach Alkohol, Drogen und Pornos suchen, fahnden die Brasilianer nach wertvollen Dingen für die sich 50% Einfuhrzoll erpressen lässt. Das geht dann soweit das erstmal angenommen wird das ein Notebook nicht dem persönlichen Bedarf dient, sondern unter Umgehung der horrenden Einfuhrzölle für Elektronik eingeschmuggelt werden soll. Devisen dürfen auch nur in begrenztem Umfang ein- und ausgeführt werden und überhaupt gibt es einen ganzen Haufen protektionistische Regeln und Gebühren die das Leben nicht einfacher machen. Ich bin ja normalerweise recht emotionslos was das Thema Globalisierung und ähnliches angeht, aber sinnlose Zölle und damit verbundene Einreise-Nervereien sind nun wirklich kein Weg um einer Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Die wertvollen Dinge passen heutzutage eh in die Hosentaschen, und da schaut dann eben doch niemand nach...
Das Hotel liegt leider genau in der Einflugschneise, die Geräuschkulisse ist also nicht so verschieden von der im heimatlichen Pankow. Ringsrum stehen vorwiegend ziemlich hässliche Hochhäuser verschiedenen Frischheitsgrades, man kann die Reihenfolge der Errichtung teilweise daran nachvollziehen das Häuser die jetzt wesentlich niedriger als ihre Nachbarn sind noch mehr oder minder verfallende Warnlampen für den Flugverkehr tragen. Offenbar waren sie früher mal die höchsten Punkte der Umgebung, bevor es dann noch höher hinaus ging. Zwischen den Hochhäusern die meist von einem Zaun mit Wächter abgeschirmt sind stehen ein- bis zweistöckige Häuser mit Läden und Werkstätten im Erdgeschoss. Die Gegend ist wohl eher gehobener Mittelstand.
Was schon auf der Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt auffällt sind die barbarischen Kontraste zwischen Arm und Reich. An der Autobahn ziehen sich über recht lange Strecken Favelas hin aus denen ein abstossendes Aroma aus Verrottung, mangelnder Kanalisation und verbrennendem Müll herüberzieht. Bruchbuden die nach und nach zu etwas stabileren Behausungen ausgebaut wurden stehen neben notdürftig zusammengezimmerten Hüttchen. Direkt daneben prangt dann in unglaublichem Farbkontrast eine Lippenstiftreklame auf einem Monster-Plakat in Technicolor.
Posted by frank at June 19, 2004 11:19 PM | TrackBack