June 27, 2003
Raus
Zum Abschied präsentiert sich die USA nochmal von ihrer hässlichen Seite. Die Sicherheitskontrollen am Flughafen lassen sich nur mit "einmal das volle Programm" beschreiben. Das Gepäck muss in unverschlossenem Zustand abgegeben werden, jeder Langfinger im Flughafengewerbe muss sich einfach nur Flüge aus den USA raussuchen und hat leichtes Spiel. Ich habe vorsichtshalber alles auch nur halbwegs Wertvolle ins Handgepäch getan.
United als Partnergesellschaft von Lufthansa hat ein absolut bizarres Eincheck-System. Ich bekam am Checkin nur ein Ticket auf dem stand ich hätte einen Sitz confirmed, mit dem Hinweis am Gate würde mir schon gesagt werden welches nun mein Sitzplatz sei.
An der Sicherheitskontrolle half auch der Hinweis darauf das meine Schuhe aus 100% sicherheitskonformen Materialien bestehen und vollständig metallfrei sind nichts. Die Sicherungs-Dame meinte nur lakonisch es sei halt wesentlich lästiger wenn ich sie anliesse weil sie dann gezwungen seien mich gründlich zu durchsuchen weil das "suspicious behaviour" sei. Dazu zog sie als Illustration ihre Gummihandschuhe mit deutlich vernehmbaren Schnappen straff. Die Szene erinnerte sehr an einen schlechten SciFi.
Also auf Socken durch den Metalldetektor (der glücklicherweise nicht den leisesten Mucks von sich gab) und die Schuhe durchs Röngtengerät. Meinen Gürtel mit Metallschnalle hatte ich lieber schon in den Rucksack getan, keine Lust auf befummeln lassen. Nächstes Mal einen Gürtel mit Plaste- oder Keramikschnalle mitbringen.
Wie immer ist der Inhalt meine Rucksacks Anlass für erhebliches Stirnrunzeln beim Bediener des Röntgengerätes. Ich gebe ja zu das die ganze Elektronik die ich so mit mir führe auf dem Röngenschirm ziemlich verwirrend aussieht, aber so ist das 21.igste Jahrhundert nunmal.
Ich komme deshalb noch in den Genuss einer Explosivstoffanalyse. Dabei werden besonders verdächtige Einzelteile mit einer Art Kaffeefilter abgewischt der dann in ein Analysegerät getan wird. Selbiges piepst beunruhigend, das bedeutet aber nur das alles ok ist. Wie machen das eigentlich Amis die regelmässig zum Schiesstraining gehen? Mein Rucksack liegt währenddessen auf einem extra Tisch der mit einem grossen Warnaufkleber verziert ist, welcher besagt das das Anfassen des Gepäcks für den Passagier schwere Strafen nach sich zieht, während es auf dem Spezial-Sicherheits-Tisch liegt (der aussieht wie ein Fleischschneideblock im Schlachthof).
Der Sicherheitsbeamte ist immerhin so schlau das verdächtige Fach nur gerade soweit zu öffnen das er sein Wischpapier reinstecken kann, andernfalls hätte er wohl viel Spass beim Einsammeln meines diversen Kleinkrams gehabt. Ich begebe mich schon am Anfang der Kontrolle in einen technikinteressiert-verständnisvollen Geisteszustand. Der Sicherer reagiert dann auch erwartungsgemäss und erzählt mir wie toll seine Maschine ist und was sie kostet und führt seine Kontrolle nur noch pro forma durch. Ich bin froh durch zu sein und gönne mir als Abschied noch eine Portion gutes Sushi in einer offenbar auf japanische Touristen ausgerichteten Sushi-Bar im Gang zu den Gates.
Die Stärkung war auch bitter nötig, das Einchecken gestaltet sich einigermassen nervig. Offenbar steht United auf Totalkonfusion, von den wartenden Passagieren hat vieleicht die Hälfte schon einen zugewiesenen Sitzplatz. Unter den Unterpriviligierten gibt es wiederum zwei Klassen. Die eine muss sich anstellen, die andere wird namentlich aufgerufen. Ich nehme natürlich den worst case an und stelle mich an, nur um dann mitgeteilt zu bekommen ich würde aufgerufen. Praktischerweise sind die Namensdurchsagen von zwei gegenüberliegenden Gates (einmal Frankfurt, einmal Paris) gleichlaut auf der selben Lautsprecheranlage. Hinzu kommt die übliche Konfusion beim Versuch die zahlreichen verschiedenen ausländischen Namen zu verstehen die mit amerikanischer Aussprache verlesen werden. Als ich dann endlich mitbekommen habe, welche bizarre Lautkombination eine entfernte Ähnlichkeit mit dem hatte was ich vermutete wie mein Name auf Amerikanisch klingen könnte, muss ich dann doch wieder Anstehen - in der Schlange der namentlich Aufgerufenen.
Natürlich ist mein mehrfacher und nachdrücklicher Wunsch nach einem Fensterplatz verlorengegangen und ich bekomme einen Gangplatz zugeteilt. Ausgehend von inverser Logik frage ich meinen benachbarten Fensterplatzinhaber ob er vielicht zufällig eigentlich lieber am Gang sitzen wollte. Richtig geraten! Er hatte bei United um einen Gangplatz gebeten und bekam natürlich einen Fensterplatz. Also tauschen wir die Plätze und ich bekomme doch noch einiges von der wirklich beeindruckenden Landschaft zu sehen.
Posted by frank at June 27, 2003 11:34 PM | TrackBack