June 20, 2003
News und Flughafen-Alltag
Kansas / Denver
Die Sicherheitskontrollen auf den Inlandsflügen sind umfangreich. "Photo-ID" ist Pflicht, d.h. ohne Pass oder Führerschein kann man weder einchecken noch durch die Sicherheitskontrollen gehen oder das Flugzeug betreten. Das eingecheckte Gepäck wird mit einer monströsen Röntgenmaschine durchleuchtet, an jedem Checkin-Schalter in Kansas gibt es ausserdem Ion-Trace-Analysatoren mit denen Gepäck bei Bedarf auf Anhaftungen von Explosivstoffen untersucht werden kann. Am Metalldetektor müssen Passagiere mit klassischem Lederschuhwerk ihre Schuhe ausziehen und durch das Röntgengerät schicken. Die Begründung ist das in der Sohle oft eine Metallverstärkung eingearbeitet ist die durch eine Klinge ersetzt werden könnte. Die Anzugträger sehen gedemütigt aus wenn sie da barfuss stehen und auf ihre $300-Schuhe warten. Wenn man hier viel fliegt lohnt es jedenfalls Gepäck und Kleidung auf missverständnisarme Kontrollierbarkeit zu optimieren.
Das Hauptgesprächsthema auf den Flughäfen war heute ob die Terrorismus-Warnstufe wieder angehoben wird. Jede Warnstufe mehr kostet jeweils 30 Minuten mehr Wartezeit an den Sicherheitskontrollen erzählen mir Mitreisende. Das macht die Vielflieger natürlich eher unglücklich.
Die etwas seltsame Story von heute über den Al-Quaida-LKW-Fahrer der angeblich die Halteseile einer Brücke in New York durchschweissen wollte wird hier von niemand bezweifelt. Die Schliessung der Botschaft in Kenia auf Grund eines "Terror-Threats", der Druck auf Iran und die Jagd auf Saddam sind wesentliche Schwerpunkte der Berichterstattung in allen Medien. Der Wahlkampf gewinnt langsam an Fahrt, Bush hat allein schon dadurch einen enormen Vorteil das er als Kandidat feststeht während die Demokraten noch klarbekommen müssen wen sie ins Rennen schicken.
Die täglichen Katastrophen-Nachrichten bringen heute 18 Güterwagen die beim rangieren ausser Kontrolle gerieten, 27 Meilen durch die Gegend rollten und dann entgleisten und etliche Häuser zerstörten und mit den Unmengen Bauhholz aus der Ladung zuschütteten. Ausserdem ein Auto im Pool, Überschwemmungen irgendwo und ein Waldbrand in Arizona der einen Ferienresort abfackelte. Die Bilddramaturgie ist immer gleich: Bilder aus dem Hubschrauber, Reporter vor irgendeinem Hintergrund und Betroffene die hysterisch "Oh my god, it was so terrible! I just barely got out! This is so terrible!" sagen. Ausser Sport bestehen die Nachrichten hier im wesentlichen aus den Komplexen "War on Terror", Israel/Iran/Iraq, aktuelle Lokalkatastrophen, viele Gerichtsreports (bevorzugt mit Promis oder ihren Verwandten als Hauptdarsteller) und der täglichen Hofberichterstattung aus Washington.
Auf CNN lamentiert gerade irgendein "Christian Religious Leader" über das neue Harry Potter-Buch: "It´s an how-to book on Satanism!".
Was mir positiv auffällt: in den Wartezonen der Flughäfen lesen viel mehr Leute Bücher als an vergleichbaren Orten in Europa.
Posted by frank at June 20, 2003 10:55 PM | TrackBack