Am Wegesrand

Was mit als erstes (neben den vielen “To Sell” und “To Let”-Schildern an den Häusern) auffiel war die Struktur der Fernsehwerbung. Die besteht gerade zu je einem Drittel aus Hyptotheken-Rettungsdarlehen und Refinanzierungen, Werbung für ungesundes Essen und Werbung für Medikamente gegen Krankheiten die man von zu viel Stress wegen der Hypotheken und zu viel ungesundem Essen bekommt.

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Der obligatorische Hotelzimmerblick.

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Verrottende Bahnbrücke mit Schwänen und Obdachlosen.

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500m weiter, Ivy St. Ecke Essex. Hier wohnt es sich ultrabeschaulich und gänzlich unaufgeregt…

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Im Falle radioaktiven Fallouts ist man in der Theologischen Fakultät gut aufgehoben. Zur Not ist bestimmt auch Fachpersonal für die letzte Ölung zur Stelle…

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Reiseprozeduren

Gerade bin ich in Boston. Die USA-Einreise war gegenüber 2006 deutlich professioneller organisiert. Die Grenzer wissen das die Prozeduren bei den Reisenden alles andere als beliebt sind und versuchen mit exzessiver Freundlichkeit, Erklärung und Hilfsbereitschaft die biometrische Vollerfassung so stressfrei wie möglich zu machen. Freundlicher Polizeistaat in Aktion. In Boston sind seit neuestem Mehrfinger-Scanner im Einsatz, mit denen alle 10 Finger von Einreisewilligen erfasst werden. Bermerkenswerterweise sind RFID-Leser nur bei einigen Schaltern installiert. Diese werden als “Speed Lane for Chip Passports” mit dem RFID-Symbol ausgewiesen, waren aber gerade schlicht nicht in Betrieb. Ansonsten gab es die übliche Befragung mit lustigen Trickfragen nach der Lage des Geburtsortes und was man denn so hier will. Nunja.

Am Flughafen Tegel gab es noch eine vielsagende Begebenheit, nachdem ich – wie so oft – zum Staubsaugen meines Notebooks am Massensprektometer gebeten wurde. Nach dem Absaugen musste ich nochmal durch den Metalldetektor und wurde hinterher nochmal manuell abgegrabbelt. Ich fragte den jugendlichen 8-Euro-Jobber, ob mich der Zufallsgenerator im Metalldetektor erwischt hat (bei mir piept auf Flugreisen schon lange nix mehr) und er antwortete, überraschend ehrlich, daß man nach der “Spezialkontrolle” grundsätzlich abgegrabbelt wird. “Mit Logik hat das zwar nichts zu tun, aber das muß ich Ihnen ja nicht erklären…” sagte er wörtlich. Ich hab ihm dann freundlich erklärt, daß ich doch weiss, das das hier alles nur eine Sicherheitssimulation ist. Worauf er entwaffnend offen antwortete “Ja, aber immerhin gibts hier mehr Geld als beim Taxifahren…”. Dem blieb dann auch nichts mehr hinzuzufügen.

Gebt uns die Bits, wir haben sie schon bezahlt!

Wie mir gerade aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle berichtet wird, nimmt der Lobbydruck von den Verlagen und Privatsendern in den Landtagen massiv zu, um die öffentlich-rechtlichen Anstalten zu zwingen, sich im Internet drastisch zu beschränken. Die Privaten wollen da ihren kommerziellen Stiefel ungestört durchziehen können. (Wenn ein geneigter Leser juicy Details hat, immer her damit!)

So viel ich auch am öffentlich-rechtlichen Volksmusikfrühstücksfernsehen und insbesondere am System der Rundfunkgebühr mit Finanzierung von Kopfgeldjägern, auszusetzen habe, das wäre ein Schritt zurück ins Mittelalter. Die Dokumentationen und Recherchemagazine der öffentlich-rechlichen Sender, aber auch so tolle Dinge wie die Sendung mit der Maus gehören zweifelsohne ins Internet, und die Tagesschau sowieso, und zwar live und für immer. Die privaten Verlage fürchten um ihre Einnahmequellen im Netz und faseln von “Marktverstopfung” und “staatlich subventionierter Konkurrenz”, was für ein Unsinn. Das Internet ist echt groß genug für alle. Die Privaten könnten sich ja mal zur Abwechslung mit Qualität differenzieren, statt immer mehr Boulevardscheisse zu produzieren und dadurch bei den Öffentlichen den Eindruck zu erwecken, sie müssten den Mist nachmachen.

Die öffentlich-rechtlichen Inhalte sind schonmal von der Allgemeinheit bezahlt. Es ist absolut nicht einzusehen das sie nach der Ausstrahlung auf einem veralteten Broadcast-Medium auf ewig in kostenpflichtigen oder gar offline-Archiven verschwinden. Selbst Spiegel Online hat eingesehen, das ein kostenlos zugängliches Archiv eine absolute Selbstverständlichkeit ist und die Nutzer froh macht. Und natürlich erwarte ich auch, daß die ARD ihr Korrospondentennetz nutzt, um auch online qualitativ hochwertige Nachrichten zu bringen.

Ein weiteres Schlachtfeld für den Kampf gegen Contentmafia und Internetausdrucker, die dringend mal in Rente geschickt gehören.

NDR rockt

Die Satireabteilung des NDR hat verstanden und postet Extra 3 und Zapp unter Creative Commons Lizenz. Äusserst lobenswert. Wie mir zugetragen wurde, bekommen sie von den Internetausdruckern in den Sesselfurzeretagen Druck, den coolen Service wieder einzustellen. Die Contentmafia ist immer noch an den Hebeln und versucht sich mit Zähnen und Klauen an ihren überkommenen Geschäftsmodellen festzubeissen, auch in der öffentlich-rechlichen Sphäre.

Also: Draufklicken und ansehen, wir haben das schon bezahlt! . Zumal Zapp und Extra 3 nun wirklich Glanzstücke des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind.

Bauchgefühl artikulieren

Wir kennen das ja alle. Manchmal muss man diplomatisch sein, die Dinge nicht so zugespitzt formulieren, Verständnis für die Situation des Anderen aufbringen und so tun als wenn man daran glaube, wenn Besserung gelobt oder um Vertrauen geworben wird.

Diese Geduld ist mir eigentlich schon bei der Wahlstiftanhörung in Hambug abhanden gekommen, und nun nach dem NEDAP-Totaldesaster in Hessen vollends.

Erdgeist hat unnachahmlich präzise formuliert, warum Leisetreten echt unangebracht ist:

Weil ich nicht den geringsten Grund habe, diesen Leuten dort heute mehr zu vertrauen, als potentiellen nachfolgenden Generationen von korrupten Politikern, Beamten oder Firmen. Weil die Zeitung schon heute voll ist mit Berichten ueber korrupte Politiker, Beamte und Firmen.

Er spricht mir direkt aus der Seele.

PS: Am Sonntag ist in Langen Bürgermeisterstichwahl. Mit NEDAP-Wahlcomputern. Und vielen Wahlbeobachtern, die Anwälte mitbringen und sich nicht aussperren lassen werden. Mitmachhinweise und Kontaktdaten gibts hier.

Eine kleine Demokratur in Westeuropa…

Die ersten Berichte von der Wahlbeobachtung in Hessen trudeln ein, und es ist erschreckend.

In Obertshausen wurden interessierte Buerger vor dem Wahllokal, in dem sie den Aufbau der Wahlcomputer beobachten wollten, abgefangen, das Betreten des Wahllokals verweigert, ihre Personalien festgestellt, eine Anzeige wegen Stoerung der Wahl angekuendigt und der Hinweis auf die Paragraphen im Wahlgesetz zur Oeffentlichkeit der Wahl mit dem Spruch “Sie haben hier gar keine Rechte!” beantwortet. Dann wurden sie des Bannkreises um das Wahllokal verwiesen und von einem Ordnungsamtsmitarbeiter mit dem Auto bis zur Landkreisgrenze verfolgt.

In einem anderen Wahllokal wurde bei Eroeffnung der Wahl festgestellt, dass der Computer kaputt ist. Es dauerte etwa eine Stunde bis ein Ersatzgeraet vor Ort war. Waehrenddessen wurden die Waehler abgewiesen bzw. auf eine obskure Briefwahlprozedur am Rathaus verwiesen. Da etliche der Fruehwaehler Schichtarbeiter mit knappem Zeitplan sind, wurde ihnen damit effektiv das Wahlrecht genommen.

In einem weiteren Wahllokal stellte sich herraus, dass der Wahlcomputer aus praktischen Gruenden bei einem Parteifunktionaer zu Hause uebernachtet hat. Und dann wollen sie uns immer Erzaehlen, das Innentaeter-Szenario sei total theoretisch und unwahrscheinlich…

Allgemein wurde festgestellt, dass die Wahlvorstaende und -helfer nicht selten massiv mit der Inbetriebnahme ueberfordert waren. Die vorgeschriebenen Prozeduren zur Siegelpruefung etc. wurden oft erst nach Hinweis der Wahlbeobachter durchgefuehrt.

In Langen hat der Wahlleiter per Rundschreiben alle Wahlvorstaende vor dem Chaos Computer Club gewarnt und die Benutzung von Fotoapparaten, Telefonen und Computern im Wahllokal untersagt.

Das sich bisher abzeichnende Bild ist schlimmer als erwartet. Wir waren eigentlich davon ausgegangen, dass, nach der Aufmerksamkeit im Vorfeld, alle Beteiligten peinlich darauf achten alles richtig zu machen und das auch zu demonstrieren. So wie es aussieht wird die Liste der Gruende fuer die Wahleinsprueche eher laenglich…

Update: Die erste Zusammenfassung der Beobachtungen ist jetzt beim CCC als Pressemeldung online. Da kommt auf jeden Fall noch mehr nach. Dank der wirklich großen Zahl an Wahlbeobachtern wird das Zusammentragen aller Gedächtnisprotokolle, Fotos etc. ein paar Tage dauern. Falls aus den betroffenen Gemeinden noch jemand Einspruch gegen die Wahl erheben will, bitte melden, Gründe gibt es nun echt genug.

LEGO madness

Everyone seems to be of the opinion that LEGO is finally getting it and is listening to its users. I had a similar impression, until recentlt. That changed when I tried to get the update for the Mindstorms NXT Software to version 1.1. The german LEGO site says you can order it throgh the online shop. The german online shop does not know the software. Only when switching the country selector in the shop to USA, voiala, there is the NXT Software. Only that the US-shop refuses to ship to Germany. The FAQs provide no real answers, the contact form happily swallows my question, but never an answer arrives.

So, if anyone reading this can help me obtaining by 21st century means a copy of the NXT 1.1 software, please mail me or leave comment. LEGO won’t sell to Europeans. Which is all the more frustrating, as the 1.1 software seems to fix a number of really annoying bugs in the 1.0 software, that make it partially unusable.

Update: A reader from the US was so nice to help me out and upload the copy I purchased and had delivered to his address. Thanks!