Aktivismus 2.0

Wer sich angesichts der extrem dünnen Berichterstattung fragte, was denn hinter der offenbar ziemlich gut geplanten und durchgeführten Protestaktion am und im Bundestag steckte: es gibt da auch eine durchaus lesenswerte Erklärung der Aktivisten.

Sie enthält leider ein paar unnötige Politologen-Geschwafel-Formulierungen und man kann sich sicher fragen “Was hat das nun gebracht?”. Man kann auch prima, ob der verletzten Heiligkeit des Parlaments, ins geifertriefende Weimarkeulen-wedeln verfallen und Industriekletterer-Abwehrgeschütze auf dem Reichstag installieren. Ich finde sowohl die Aktion als auch die damit transportierte Nachricht erfreulich und bemerkenswert.

Was würden wir schon alles vollbracht haben…

… wenn “die Blogger” ihrem Anspruch, der bessere Journalismus zu sein, gerecht würden, anstatt in der endlosen Bauchnabelbeschau der sogenannten Blogospähre zu versinken. Wenn die Zeitungen (die damals noch eher aussahen wie das was man heute Flyer nennt) kurz nach dem Billigwerden von Druckerpressen auch nur über anderen Zeitungen geschrieben hätten, anstatt darüber was draussen in der Welt passiert (und stinkt) wären sie wohl wieder in der Versenkung der Nichtbeachtung verschwunden.

All die ganzen schönen Web 2.0-Tools mit denen der Fluss der Klicks gelenkt, gestaut und kanalisiert wird, führen in der Regel nur dazu, daß die gleichen 100 Leute sich öffentlich übereinander im Kreis aufregen. Hört doch bitte einfach auf über Blogs (wir toll sie sind, wie gross und mächtig und wie wir die Welt verändern werden wenn wir nur Werbung schalten und das tolle neue Tool-of-the-Week benutzen) zu schreiben und widmet die Energie lieber wieder dem, weswegen ihr damals angefangen habt zu bloggen.

Und wenn ihr gerade nichts zu sagen habt, dann sagt einfach nichts. Das spart allen Beteiligten Zeit und Nerven, die dann für wichtigere Dinge übrigbleiben.

(Ich hatte mal versprochen keine Blog-Meta-Postings zu schreiben, aber das ganze re.publica-Geschwurbelschreibse allerorten hat mich doch etwas sehr angeödet.)

Dummheit, Ignoranz oder Bösartigkeit?

Wenn ich mir das Gejaule deutscher Politiker zum Thema Iranischer Atompropaganda so anhöre, frage ich mich ernsthaft, ob entweder der BND zu blöd ist, mitzubekommen was wirklich läuft (unwahrscheinlich), er den Politikern keine ordentlichen Briefings verpasst (nicht auszuschliessen), oder ob diese regierenden Schreibtischtäter einfach wider besseres Wissen die Gunst der Stunde nutzen wollen, um die Rüstungsindustrie durch Forderungen nach einer “europäischen Raketenabwehr” zu erfreuen. Das das ganze Gerassel aus Teheran im wesentlichen der Verbesserung der Verhandlungsposition im Gefeilsche mit den Amis über die Struktur des zukünftigen Irak dient, ist mitlerweile sogar Mainstream-Journalisten bekannt.

Aber vielleicht sehen wir hier nur ein weiteres Kapitel der langfristigen Vorbereitung auf die kommenden Zeiten , von denen etliche Protagonisten der herrschenden Schicht anzunehmen scheinen, daß der Staat bis dahin die innere Repression und das äussere Drohpotential auf Zack haben muss. Scholl-Laturs Forderung nach atomarer Bewaffnung Deutschlands zeigt ja auch deutlich in diese Richtung.

Dear OpenOffice fanatics,

After testing OpenOffice for four days and now spending a couple of hours to get my work extracted from the unreleting claws of your software, I have concluded that it is a piece of nicely decorated useless junk. That you still distribute it without a red blinking “This software will eat your data. And it will not even belch after doing it.”-warning is bordering on intentional neglect of other peoples work and time spent. Clearly, this software has only been tested by writing two-page Linux-propaganda pamphlets, but never for serious stuff. Excuse me while I will ignore all “Linux to the Desktop”-phantasies for the next half decade.

Kriegsanlass per Mausklick?

Einige Leser mailten mir, daß sie die englische Version meiner Theorie zur Festsetzung der britischen Soldaten durch den Iran nicht ganz verstanden hätten und baten um eine deutschsprachige Erklärung. Hier also die etwas ausführlichere Variante auf deutsch (incl. einem kurzen Abriss zu Manipulationsmöglichkeiten von GPS):

Auf hoher See ist es gemeinhin relativ schwierig, seine genaue Position ohne ein satellitengestütztes Navigationssystem festzustellen. Die Orientierung an Landmarken u.ä. ist fehlerbehaftet und weiter draussen auf dem Wasser ohnehin mangels Orientierungspunkten nicht möglich. Das meistverwendete Satellitennavigationssystem auf Schiffen ist das Global Positioning System, kurz GPS .

Kontrolliert wird GPS vom US-Militär, genauer dem 50th Space Wing des Air Force Space Command . Die GPS-Informationen werden von den Satelliten gleichzeitig in zwei Varianten ausgestrahlt, einer zivilen und einer militärischen. Das militärische GPS-Signal ermöglicht eine genauere Positionsbestimmung, ist verschlüsselt und besser gegen Störung und Manipulation gesichert. Die militärischen Empfänger sind nicht auf dem freien Markt erhältlich. Empfänger für das zivile GPS-Signal sind billigst an jeder Ecke zu bekommen.

Es gibt ein sehr instruktives Video des US-Militärs, daß die Unterschiede zwischen den beiden Systemen, insbesondere beim Thema Manipulation und Störung darstellt.

Früher wurde das zivile GPS-Signal weltweit künstlich sehr ungenau gemacht (Stichwort: Selective Availability . Bill Clinton hat diese Praxis im Mai 2000 beendet, um die GPS-Industrie zu fördern. Das Militär wurde beauftragt, Methoden zu entwickeln, die etwas chirurgischer arbeiten, d.h. das Signal nur lokal begrenzt beeinträchtigen. Das Schlagwort dazu ist Navigation Warfare .

Die Methoden für Navigation Warfare sind das sogenannte Jamming, bei dem ein Störsignal ausgesendet wird, daß den Empfang von Positionsdaten komplett verhindert, sowie die Signalmanipulation um dem Gegner falsche Positionsdaten unterzuschieben. Jamming lassen wir hier mal ausser acht (die Auswirkungen werden in dem Video schön illustriert). GPS-Jamming Geräte gibt es mitlerweile von vielen Herstellern für wenig Geld.

Für die Analyse des Iran-Vorfalls interessanter ist die Signalmanipulation. Dafür gibt es zwei Wege. Das Air Force Space Command kann das Signal der Satelliten für eine bestimmte Region manipulieren, indem ein zufällig wechselnder oder feststehender Abweichungswert (sog. Offset) auf das zivile Signal gegeben wird. Die zivilen Empfänger in der betroffenen Region haben dann eine verringerte Genauigkeit (beim zufällig wechselnden Offset) oder zeigen eine um den feststehenden Offset verschobene Position an. Wie klein eine Region sein kann, für die eine solche Manipulation durchgeführt werden kann, ist unklar.

Der zweite Weg zur Manipulation ist, ein gefälschtes GPS-Signal mit Hilfe eines GPS-Signalgenerators auszusenden. Das gefälschte Signal hat eine grössere Sendeleistung als das eigentliche GPS-Signal, daß von den Satelliten kommt und daher schwach ist. Die GPS-Empfänger im Sendebereich des gefälschten Signals zeigen dann brav die falsche Positionen an, die durch den Signalgenerator erzeugt wird. Die Reichweite eines solchen Systems hängt neben der Sendeleistung auch von der Höhe des Senders ab, praktischerweise wird man also von einem Flugzeug oder einer Drohne aus senden, wenn man ein grösseres Gebiet abdecken will. Vom Mast eines Kriegsschiffes aus dürfte die Reichweite des gefälschten Signals immer noch im Bereich der Horizontsichtweite liegen, d.h. 8-15 km.

Die publizierten Angaben der Britischen Marine stützen sich praktisch ausschliesslich auf die GPS-Daten, die vom Empfänger an Bord eines der festgesetzten britischen Boote zum Mutterschiff übertragen wurden. Wir können annehmen, das die Royal Navy ihre Boote mit militärischen GPS-Empfängern ausstattet, d.h. die Daten (falls sie nicht nachträglich manipuliert wurden) auf nichtgestörtem Empfang beruhten.

Die Iranische Marine hingegen wird zwangsläufig mit zivilen Empfängern arbeiten, die gegen Signalmanipulationen empfindlich sind. Mit ein bischen gutem Timing und einer gezielten Manipulation des von den Iranern empfangenen zivilen GPS-Signals wäre eine Situation entstanden, in der die Briten zu recht annehmen, noch in irakischen Gewässern zu sein, während die Iraner, sich auf das Signal ihrer zivilen Empfänger verlassend, glauben die Briten in eigenen Gewässern zu sehen und sie hopsnehmen. Wenn nicht zufällig jemand in der Gegend ein genaues Protokoll des zivilen GPS-Signals geführt hat, wäre eine solche kurzzeitige Manipulation nicht nachweisbar. Beide Seiten wähnen sich im Recht. So sieht Elektronische Kriegsführung im 21. Jahrhundert nunmal aus…

A technical explanation…

The capture of UK soldiers by Iran may be the provocation that is used for war (which would also explain why Tony Blair has not resigned yet). The interpretation of events you are about to read may seem a bit far-fetched. But they may as well happened roughly as described.

The key factoid that triggered my train of thought was Tony Blair threatening to publish “satellite records” of the incident. This can be interpreted in two ways: either the US had a image satellite overhead and would be willing to provide pictures as public evidence, or he wants to publish GPS log data to show that the Brits were still in Iraqi waters, as claimed. At this point we can only speculate what will be published, but here is the interpretation guideline. (Update: Meanwhile the “evidence” has been published , and it uncannily fits my predictions below…)

If they have high-res satellite images, the whole thing was a staged provocation all along. Image satellites are not geostationary, meaning that they are circling the earth and taking pictures at pre-progammed positions of their orbits. This in turn means, that “camera time” is a scarce asset, that is only devoted to worthwile targets or when a really pressing need arises. The area captured by a single picture is only a few square kiometers and can not be too far away from the satellite path. Changing the satellite path costs fuel that can not really be replaced in oribit. In other words: satellites are very seldom pointed at the right spot by accident. By all accounts, the capturing of the Brits has been a relatively quick affair, leaving not much room for the emergency-tasking of a satellite move. So if they show us really pretty pictures, they are either forged or the whole thing has been planed all along, including the positioning of the satellite(s).

If they show us log files of the GPS receivers of the British as evidence for the position, I will not believe them one word. The options range from outright forgery of the logs to (much smarter) generation of a position offset to cause the Iranis to thinks the British have stray into Irani waters. As the british were most likely operating on US military GPS receivers, the manipulators would only have needed to generate an offset of the civilian GPS signal to cause the incident. The Iranians would act on their civilian GPS recveivers in the good faith that they are inside their own waters, whereas the British would be sure to still be in Iraq.

Such an manipulation is fairly easy to accomplish. Either the US Space Command, who controlls the GPS satellites, has programmed it into the satellites (they have acknowledged that they can do with the signal what they like). Or someone has run a local GPS signal generator with the position offset required to cause the problem. Generating a GPS signal with a suitably strong amplifier would cause all civilian GPS receivers in the vicinity to lock onto the fake signal (as the correct one is overpowered), causing them to show positions that are determined by the fake signal. Quite a number of commercial and military systems that are either constructed for this purpose or can easily modified are on the market. There has been even an university project that nearly succeeded in building such a generator.

So whatever they show us, be very very sceptic…

Edited to add: In the 50s and 60s the Soviets manipulated navigation radio beacon signals at their borders to lure US ELINT flights over the border line who were in the strong believe to still be outside soviet territory. The spy-planes were subsequently shot down by soviet fighter jets. The operators are remembered at the “They served in silence” memorial in the NSA museum…

Vorsicht, Zeitumstellung!

Zu den unangenehmen Folgen der Zeitzonenverschiebung im Frühjahr, die heute Nacht gezwungenermassen passiert, gehört nicht nur eine neuerliche Verkorksung des Schlafrythmus. In Folge der wegfallenden Stunde Kunstzeit passieren in den nächsten Wochen mehr Unfälle aller Art durch Ãœbermüdung. Und auch das Wild hat gewisse Schwierigkeiten, die Mitteilung der Physikalischen Technischen Bundesanstalt über die Umstellung zu lesen und rennt deswegen immer noch über die Strasse, wenn längst der Berufspendlerverkehr eingesetzt hat. Also fahrt bitte in den nächsten vier Wochen etwas langsamer. Und immer dran denken ,daß die anderen auch alle zu wenig Schlaf hatten, weil der Wecker eine Stunde zu früh klingelt…

PS: Ja, ich weiss. Die Kampagne für Realzeit ist immer noch in Hybernation und das ist leider nicht gut so. Aber wie es so ist mit dem Aktivismus, man kann sich nur für eine endliche Menge Dinge engagieren.

Diese Entscheidung ist unanfechtbar.

Es gibt auch noch gute Nachrichten dieser Tage, und meistens kommen sie vom Bundesverfassungsgericht. Das Gericht ist ja schon seit einiger Zeit unsere allerletzte Hoffnung für die bürgerlichen Freiheiten und und die Begrenzung des Überwachungsstaates. Dieses mal ging es um die Kameraüberwachung und Aufzeichnung des öffentlichen Raumes. Die Urteilsbegründung ist wirklich herzerfrischend, sehr lesenswert und macht Hoffnung für die Anstehenden Verfahren zur Vorratsdatenspeicherung etc.
Die Kernpunkte fangen ab Absatz 36 an, und sie haben es echt in sich.

Zumindest jede Behörde muss sich jetzt wirklich gut überlegen wo und wie sie Kameraüberwachung mit automatischer Aufzeichnung im öffentlichen Raum einsetzt. Nach diesem Urteil dürften Klagen eine deutlich gute Erfolgsaussicht haben. Wie es sich mit nichtstaatlicher Videoüberwachung verhält, bleibt weiter offen. Die mit dem Urteil gesetzten Standards für die Wertigkeit der informationellen Selbstbestimmung und das explizite Deklarieren der Gefahr der Profilerstellung aus Aufzeichnungen als schwerwiegenden Eingriff, machen aber Hoffnung, in diesem verloren geglaubten Gebiet doch wieder etwas bewegen zu können.