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Es wird komplizierter…

Der holländische Innenminister hat, nach dem Verbot der SDU-Wahlcomputer wegen allzu fetter Tempest-Abstrahlungen, verkündet, daß er als Ersatz 500 Nedap-Wahlcomputer aus Deutschland organisiert hat. Nun, fragt sich er aufmerksame Beobachter, was hat das wohl für Auswirkungen auf die Zulassung der Kisten für Wahlen in Deutschland wenn sie wieder zurückkommen? Die Zuständigkeit für die Nedaps liegt erstmal beim Eigentümer, also den Kommunen. Die haben die Kisten teilweise gekauft, teilweise gemietet oder in vergleichbaren Konstruktionen geborgt.

Wenn nun die Systeme für ein paar Wochen in die Niederlande gehen, befinden sie sich technisch gesehen in den Händen einer ausländischen Macht, die zumindest theoretisch Interesse an der Beeinflussung von Wahlen in Deutschland haben könnte. Die Software wird dort offensichtlich geändert. Wahrscheinlich wird sie auch wieder zurückgeändert, aber wer weiss das schon so genau. Etwaige Manipulationen an der Hardware sind im Zweifel ohnehin nicht nachzuweisen.

Es stellt sich also die Frage wie genau der Prozess der Neuzulassung dieser Wahlcomputer in Deutschland aussieht. Wer macht das genau und wer bezahlt das eigentlich? Fragen über Fragen. Lieber Leser, wenn Du in einer Gemeinde mit Wahlcomputern wohnst, frage doch bitte mal Deine Wahlleitung ob sie ihre Nedaps nach Holland verborgt und wie dann genau der Prozess der Wieder-Zulassung aussieht, wer die Kosten trägt und wieviel sie für das Verborgen bekommen.

Achja, und langsam könnte auch mal das Innenministerium damit fertigwerden die Nedap-Kisten nach Stand der Technik durchs BSI prüfen zu lassen. Wenn das BSI seine Reputation ernst nimmt, sollte es hinterher genug Nedaps geben um sie günstig nach Holland zu verkaufen, wegen Erlöschen der deutschen Bauartzulassung…

Der offizielle Bericht aus Cottbus

So, nun gibt es auch den “offziellen” Bericht der CCC-Beobachtergruppe zur Oberbürgermeisterwahl auf Nedap-Wahlcomputern in Cottbus. Der geht ein bischen neutraler und ausführlicher auf die festgestellten Vorkomnisse ein und betrachtet das Ganze noch deutlicher unter Angriffs-Aspekten. Zu lesen gibts den Bericht hier .

Der Bericht aus Cottbus (Teil I)

(Dies hier ist erstmal meine privat-persönliche Reflektion, einen sachlicheren und allgemeingültigeren gemeinsamen Report der CCC-Wahlbeobachtergruppe gibt es in den nächsten Tagen. Ich verlinke dann hier. Teil II des Berichts und Korrekturen an Teil I gibt es morgen, ich bin gerade doch zu müde zum weitertippen.)

Eine Chance, Nedap-Wahlcomputer im ganz praktischen Einsatz zu sehen, gab es diesen Sonntag in Cottbus. Aus einem ziemlich absurden Lokalpolitik-Sumpf spross die buntgescheckte Blume einer Oberbürgermeister-Neuwahl. Cottbus hat sich trotz horrenden Haushaltsdefizit den Luxus von 74 Nedap ESD1-Wahlcomputern gegönnt. Allerdings, wie wir heute Abend erfuhren. durch eine Haushaltssperre bedingt erstmal nur geborgt und noch nicht gekauft. Diese Chance konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Ziel der Expedition war primär, so eine Nedap-Wahl mal Live & in Farbe zu beobachten. Nachdem sowohl der Hersteller als auch die PTB zugegeben haben, daß die Wahlcomputer problemlos manipulierbar sind, konzentriert sich die Argumentation der Nedap-Fetischisten auf die “prozuderale Sicherheit”. Alles sei super versiegelt, ständig unter Kontrolle, werde in geschützten Umgebungen gelagert. Da kommt keiner ran zum manipulieren und deshalb sind Wahlcomputer total vertrauenswürdig, so die öffentlichen Verlautbarungen. Das wollten wir uns natürlich mal etwas genauer ansehen.

Durch Anreise am Vorabend konnte ich mich, wenn auch mit arger Mühe, um eine äusserst grauenvolle Uhrzeit aus dem Bett hinaus in die Dunkelheit quälen, um rechtzeitig zur Inbetriebnahme des Wahlcomputers in einem nahegelegenen Wahllokal zu sein. Durch die Tageszeit bedingt war mein Orientierungssinn nur teilbetriebsfähig. Ich traf daher knapp zu spät im Wahllokal ein, die Kiste war schon aufgeklappt und angeschaltet. Die Dame vom Wahlvorstand meinte, auf mein Ansinnen die Inbetriebnahme beobachten zu wollen, nur trocken “Da müssen sie etwas früher aufstehen, junger Mann…”. Noch früher aufstehen hätte wahrscheinlich dazu geführt, daß ich noch orientierungsloser durch die Gegend stolpere und wäre damit vermutlich auch nicht zielführend gewesen. Das behielt ich aber mal lieber für mich. Sie war dann, nach kurzer laute vorgetragener Ãœberlegung ob die “Vorbereitung” des Wahlcomputers auch öffentlich sei, was ich mit einem selbstsicheren “ja, das steht so im Wahlgesetz.” beantwortete, aber doch bereit, mir das Inbetriebnahmeprotokoll zu zeigen und zu erläutern was sie so getan haben.

Die Nedap-Kiste wurde gegen 6.30 angeliefert. Das hat mir der Hausmeister erzählt, der hat sie angenommen, weil vom Wahlvorstand war noch niemand da. Die Wahlvorsitzende erklärte mir, daß sie beim betreten des Wahllokals den Wahlcomputer schon vorfanden, auf dem Tisch, verplombt. Daraus folgern wir messerscharf: die “geschützte Umgebung” für den Wahlcomputer bestand für mindestens 15 Minuten aus einem unverschlossenen Raum und einem mindestlohnempfangenden Schulhausmeister im fast-Rentenalter. Nichts gegen die persönliche Integrität des Hausmeisters, aber eine “geschützte Umgebung” sieht selbst bei gutwilligster Betrachtung anders aus… Der gleiche Vorgang, mit leicht unterschiedlichen Zeitfenstern für eine mögliche Hausmeister-gestützte Manipulation, wurde auch in mehreren anderen Wahllokalen in Schulen bestätigt. Ein Innentäter (wie sie in der Politik eher wahrscheinlich sind) würde natürlich weit bessere Zugangsmöglichkeiten nutzen, aber für einen Aussentäter ist das Kontrolloch schon echt attraktiv, weil einfach per social engineering auszunutzen.

Nach Ankunft des Wahlvorstands wurde nun gemeinsam de Plombe entfernt, mit der die Kiste im zentralen Wahlbüro verschlossen worden war. Dabei handelt es sich um eine echt altmodische Bleiplombe die eine Drahtschlaufe sichert. Ein Do-it-yourself Plombier-Kit für den ambitionierten Power-Voter gibt es hier für unter 100 Euro. Braucht man nur noch einen passenden Plombenstempel, der sich aus dem Abdruck einer Plombe ohne weiteres erstellen lässt. Die Plombe nebst Draht wurde dann zeremoniell im Wahlprotokoll verewigt..

Das Gehäuse der Rechnerplatine im Wahlcomputer wies interessanterweise zwei Siegel auf. Eines von Nedap, leicht aufgewertet durch den Einsatz von Plaste statt Papier (wie es noch in der ZDF-Doku zu sehen war) und eine kleines schwarzes von der PTB. Vermutlich wurde das nach der Sonderprüfung angebracht.

In dem Nedap-Koffer befindet sich dann noch der Ausdruck (vulgo Konfigurations-Kassenzettel) mit den Parametern, die im zentralen Wahlbüro eingestellt wurden. Der Ausdruck umfasst Stimmbezirk, Kandidaten, Stimmmodul-Nummer, Prüfsumme der beiden ROMs und ähnliches. Frappierender Weise wird im Wahllokal die Prüfsumme nicht gegen den Wahlcomputer verifiziert . Die Wahlvorstände konnten durchweg mit dem Begriff “Checksumme” der auf dem Kassenzettel steht nichts anfangen. Falls es eine Prüfsummen-Prüfung gab, wurde die im zentralen Wahlbüro durchgeführt. Wie alles dort unter Ausschluss der Öffentlichkeit, und damit faktisch gegen Insiderangriffe total wertlos. Es ist natürlich klar, daß so eine aus einer Blackbox generierte Checksumm keinen ernsthaften Schutz gegen manipulierte ROMs bietet, die würden einfach darauf programmiert werden die korrekten Prüfsummen anzuzeigen. Nichts leichter als das. Das die Wahlcomputer-Fetischisten aber nichtmal den Anschein von Sicherheit gegen Softwaremanipulation oder wenigstens gegen EPROM-Fehler wahren, den so eine selbstgenerierte Prüfsumme bildet, fand ich dann doch schon bemerkenswert. Die Konfigurations-Kassenzettel, die im zentralen Wahlbüro erstellt wurden, waren laute Unterschriftendatum bis zu zehn Tage alt, d.h. so lange standen die Nedap-Kisten da mindestens im Lager.

Demokratie online

Das mich die Abschaffung von Wahlcomputern gerade umtreibt sollte schwer zu übersehen gewesen sein. Es gibt nun eine wohlformulierte Petition zu Abschaffung des Paragraphen im Wahlgesetz der den Einsatz dieser Kisten erlaubt. Die Seite zum Mitunterzeichnen ist hier . Die drei Klicks sollte jedem die Erhaltung der Demokratie wert sein.

Faking a nuclear test?

(Disclaimer: I am speculating on a monday morning on insufficient facts below, dont take it too serious.)

The yield (aka. explosion strength) on the North Korea nuklear test is suspiciously low. 0.55kt means either the test gave only a incomplete fission reaction (aka. partial failure) or the Kim-Yong-Il-devotees have access to advanced miniaturization technology to built a “tactical” nuke. Typical first-generation nuclear devices for new members of the nuclear club have been more in the 5-20 kiloton range.
Or, the third option, they “emulated” a nuclear test. You may remember on 9th of september 2004, a large explosion, followed by a mushroom cloud was detected inside North Korea. It was explained a few days later as “demolition of a mountain for a power plant”. Speculation was rife that this might be a nuclear test, but no radioactivity had been detected. The seismic patterns were apparently sufficiently confusing to not really rule out a nuclear test immediately. Maybe, just maybe, this mushroom-cloud explosion was a trial-run for sunday.

Underground nuclear tests of low yield weapons, if conducted properly, seem to result in very little detectable outside presence of the telltale isotopes that can be used to fingerprint a nuclear explosion. So in the fully closed environment of North Korea it would be rather difficult for everyones spy teams to get near enough to the test site to collect samples to verify or disprove the nuclear test claims.

So the main thing that would need to be simulated is the seismic pattern of a nuclear test. I have yet to read somewhere that this is impossible, given that the local geologic formation are known to them and the patterns that need to show up on seismic detectors to indicate a nuclear test are also no secret. North Korea would have all the motivation and ressources to do that.

Updated to add: There would be a very good reason for North Korea to limit the nuclear yield of a test intentionally. The country is rather small and densely populated. Nuclear underground tests tend to contaminate the subterranean waterflows with the radioactive gases and particles from the molten rock. A smaller yield gives a smaller “bubble” in the rock and a shorter radius of contamination. So it becomes possible to find a suitable test spot, where the waterflows can be either controlled or are not significant.

Another reason to aim for smaller weapons is of course the geostrategic situation on the korean peninsula. Too large weapons would create too large destructed areas and too much fallout, effectively making their use impossible.

Anyway, I still think they could have faked it.

Inspired Naming

Nedap is also trying (without much success as far as I know) to sell their boxes to US communities. The name of the system there is LibertyVote. Now guess how they named the software to configure and tabulate the election?

LibertyControl!.

Apparently they wanted to appeal directly to the lust for power and control in the average conservative US-governor…

Lahme Ausreden

Der Wahlleiter in Köln, Gerd Rütten, äussert sich hier wie folgt:
„In Köln werden andere Geräte eingesetzt, als in den Niederlanden.“

Lieber Herr Rütten. Glauben Sie bitte nicht alles was Ihnen von den Nedap-Vertriebsleuten erzählt wird. Die Unterschiede zwischen den deutschen und den niederländischen Nedaps sind wirklich marginal und können mit minimalen niederländisch-Kenntnissen im offiziellen Report der TNO (etwa equivalent zur hiesigen PTB) nachgelesen werden.

Es handelt sich im wesentlichen um kosmetische Änderungen wie Anzahl, Art und Farbe von Schaltern und Tasten sowie ein grösseres Display für den Wahlleiter. Die Änderungen sind im wesentlichen durch die, in Deutschland offenbar übliche, Erfasssung der Wählerstatistik durch den Wahlleiter nach fünf Altersgruppen und Geschlechtern zu erklären.

Ansonsten ist natürlich die Software ein bischen anders, die Wahlsysteme sind ja leicht verschieden. Das alles ändert aber genau garnichts an der Angreifbarkeit der deutschen Wahlcomputer, mit genau den gleichen Angriffen wie sie gegen die niederländischen Systeme belegt wurden.

Und, lieber Herr Rütten, wenn Sie wirklich glauben ihre Wahlcomputer wären sicherer als die in den Niederlanden, dann borgen Sie uns doch einfach mal zwei Stück für vier Wochen, um Ihre Behauptung zu belegen. Wir würden uns sehr freuen auch die deutsche Version einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Die Mittel der Wahl sollen ja durch das Volk überprüft werden können, daher würden wir den Bericht dann auch gerne publizieren.