Das TXL vs. SXF Problem

Berlin hat ein chronisches Problem mit seinen Flughäfen. Das liegt vor allem daran das die Stadt eine der letzten in Europa ist die sich den Luxus von zentral gelegenen, schnell zu erreichenden und zügig zu benutzenden Airports gönnt. Wie mit vielen tollen Sachen ist damit demnächst auch Schluss, den Anfang vom Ende des Luftfahrtluxus macht Tempelhof, später gefolgt von Tegel. Tempelhof ist mir vergleichsweise egal, ich bin nur selten von dort geflogen und so verbinde ich damit nur abstrakte Ansichten darüber das es eigentlich Schade ist so ein traditionsbeladenes Stück stillzulegen.

Tegel hingegen verursacht einen tiefen Zwiespalt. Prinzipiell bin ich sehr für eine schnelle Schliessung, ich wohne schliesslich in Pankow in der Einflugschneise und manchmal lärmt es schon recht lästig. Heute ist jedoch wieder einer der Tage an denen ich weiss das ich Tegel vermissen werde. Morgens um 7, schon seit zwei Stunden wach, in der abgeschrabbelten Mövenpick-Simulation unter Arbeitsamts-Style abgehängten Decken auf dem Dorfflughafen Berlin-Schönefeld. Schweren Koffer die Treppen hochgezerrt, auf einer gelb markierten Fläche dumm rumgestanden bis ein sichtlich unmotivierter Flughafen-Kuli meim Sperrgepäck einsammeln kam und Ewigkeiten nach einem Geldautomaten gesucht. 40 Minuten Sicherheitspuffer eingeplant die ich jetzt hier absitze, 34 Euro im Taxi gelassen weil ich genau keine Lust hatte meine 30 Kilo Gepäck kilometerweit durch die Kälte zum Bahnhof zu wuchten. Die absolute Krönung für ÖPNV-Benutzer in Schönefeld ist eine hirnrissige Ãœberdachung des Weges vom Bahnhof zum Flughafengebäude. Es wurde nicht etwa wie in zivilisierten Ländern ein geschlossener Gang errichtet der vor den hiesigen sibirischen Winterwinden schützt. Das würde ja nur zu unzulässiger Verweichlichung und Entfremdung von der Natur führen! Also wurde einfach ein Dach mit einer (!) Wand errichtet, auf einer Strecke von einigen hundert Metern. Vieleicht wäre es ja volkswirtschaftlich sinnvoller gewesen einfach 1-Euro-Job Regenschirmträger einzusetzen…
Stattdessen also 45 Minuten (“Heute flutscht es ja ganz gut, was?” sagte der Taxifahrer) durch Gegenden von Berlin gefahren die ich nie um diese Tageszeit sehen wollte. Beim Aussteigen war (nahezu erwartungsgemäß) keine Gepäckkarre auffindbar, die Rolltreppe ging auch nicht, happy schlepping also. Das sind so die Tage an denen ich zu schätzen weiss was wir an Tegel haben. Aus dem Taxi springen (das maximal 15 Minuten braucht), 30 Meter laufen, einchecken, fertig. Das geht nur in Tegel.

2 thoughts on “Das TXL vs. SXF Problem

  1. Jens

    Dann freu Dich doch wenn Schönefeld zum BBI ausgebaut wird! Anreise direkt bis unter das Terminal mit dem ÖPNV oder dem Airport-Shuttle, direkte Autobahnanbindung (für ganz bequeme auch mit dem Taxi), genügend Gepäck-Karren, funktionierende Rolltreppen und keine behelfsmässigen überdachten Wege. Letzteres, wie auch manch anderes hätte sich die FBS sparen können, wenn es nicht zu dieser gigantischen Verzögerung durch die Ausbaugegner gekommen wäre.

  2. Bodolino

    Hi Hundeflüsterer,
    ich kann Dich sehr gut verstehen!
    Hätte man in den achtzigern Tegel wie geplant weiter gebaut,
    ich wiederhole: Die fertige Planung umgesetzt und wie geplant,
    den U-Bahnhof für eine verlängerte Linie 5 gebaut.
    Die Kapazität wäre dann 12 Mio Paxe.
    Tegel hat jetzt seine Kapazität (6 Mio) um knapp 100 % überschritten.
    Wenn man bedenkt das BBI eine Kapazität von 22 Mio. haben soll,
    dann addiere mal ca. 12 Mio + 1,5 Mio + ca. 3 Mio das ergibt
    ca. 16,5 Mio. Wie lange soll es dauern bis die Kapazitätsgrenze
    erreicht ist. Außerdem stelle ich mir die Frage wird der Airport
    a) von den Paxe anfenommen,
    b) haben alle Airlines mit ihrem Fluggerät genügend Parkpositionen nebst Räumlichkeiten.

    Jetzt zu Deiner quasi Ablehnung von Tempelhof.
    Ich liebe beide, da ich auf ihnen fast 25 Jahre meine Brötchen verdiente.
    Machs gut!
    Bodolino

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