Die Lage an der Quelle erhöhter Radioaktivität in der Stargarder Strasse im Prenzlauer Berg – mittlerweile liebevoll Stargardobyl getauft – ist offenbar vorerst unter Kontrolle. Vor Ort befinden sich hinreichend viele Medienvertreter, um im Falle eines plötzlichen Strahlenausbruchs die Umgebung durch ihre schiere Körpermasse vor Verseuchung zu bewahren.
Ebenfalls anwesend ist ein Strahlenexperte, einfach zu erkennen an seinem voluminösen Geigerzähler mit kameratauglich großem Display, der mit Engelsgeduld die immer gleichen Fragen der Reporter beantwortet. Letztere haben sich offenbar schon auf längeres Campen vor Ort eingerichtet, in der dritten Reihe tauschten Fotografen und Kameramänner Tips über zugängliche Toiletten und Koffeinquellen aus.
Die Abdeckung der Strahlenquelle ist, wie bereits vom Leser “observer” in den Kommentaren berichtet, durch eine lustige Ansammlung von Bleibausteinen realisiert worden. Darüber parkt ein Auto. Die ganze Installation wirkt authentisch Berlin-Style sehr solide improvisiert, auch der Strahlenexperte hatte daran nichts auszusetzen.
Die Reporter hoffen natürlich auf schlagzeilentaugliche Bilder von Schutzanzügen, Containment-Zelten und Dekontaminierungsduschen, bisher ist davon aber noch nichts zu sehen. Wahrscheinlich müssen die zuständigen Behörden und Firmen auch erstmal eine möglichst photogene Choreographie abstimmen, schliesslich gibt es nicht alle Tage Gelegenheit, das ganze schöne Equipment auch mal zu nutzen.
Wild sprudelnde Gerüchte, es könnte sich bei der Stargardobyler Strahlenquelle um eine insgeheim deponierte Mini-Nuke der Anti-Schwäbischen Yuppie-Vertreibungsfront, radioaktives Nazigold oder eine vergessene sowjetische Atommine handeln kann ich natürlich nicht weiter kommentieren.
Update: Ich lag mit meiner Vermutung richtig, es handelte sich um eine Caesium-137-Quelle, die zur Prüfung von Rohrschweissnähten verwendet wird. Sie ist nun geborgen worden.