(Leute, die mich für einen unverbesserlichen Verschwörungstheoretiker halten, können hier aufhören zu lesen, weil sie wissen ja schon was jetzt kommt…)
Die ganze Geschichte über die Aufregung um die Mohammed-“Karrikaturen” erzeugte bei mir seit einigen Tagen dieses unbestimmte “da stimmt was nicht”-Gefühl, ohne das ich es hätte genau benennen können. Heute wurde mir dann im Laufe eines Gespräches klar was es ist: das ganze Ding wirkt zu gut organisiert. Das Skript habe ich schon diverse Male in Büchern und Filmen gesehen (vergleiche z.B. “Spooks” Staffel 1, Folge 2, “Looking after our own”, NSFRME*).
Im Guardian gab es einen kurzen Abriss (der aber nicht zwingend alle Fakten enthält). Da wird behauptet, daß der Auslöser eine Rundreise dänischer Imame war, die in diversen arabischen Ländern die Bildchen den jeweiligen religiösen Führern gezeigt haben. Das ist immerhin mal eine Hypothese.
Die Erfahrung lehrt, daß es so etwas wie “spontane Demonstrationen” mit mehreren tausend Teilnehmern de facto nicht gibt. Ohne eine Organisations- und Kommunikationsstruktur, die in der Lage ist die kritische Masse an Leuten zusammenzubringen, passieren solche Proteste höchst selten (die letzten Regimestürze im Osten sind ein gutes Beispiel dafür).
Folgen wir mal kurz dem bewährten “Wem nützt es?”-Schema und betrachten die drei Verdächtigen, die mir so spontan einfallen und die in der Lage wären den initialen Anlass entweder zu generieren oder entsprechend auszunutzen. Wie die jeweilige technische Durchführung ausgesehen haben könnte lassen wir mal gerade aussen vor, das erscheint hier angesichts der Rolle die Internet und SMS bei den “spontanen” Protesten spielen eher zweitrangig.
Hier also die Verdächtigen:
1. Die Rechten
Dieser Verdacht wurde offenbar auch schon vom dänischen Polizeichef geäussert. Ziel der Rechten (und dazu zähle ich ausdrücklich auch die Sicherheitsfanaten in den europäischen Hinterzimmern) wäre es, die Fremdenfeindlichkeit in Europa auf ein neues Niveau zu heben und besonders gegen die traditionell als minder integrationsfreudig porträtierten Muslime zu lenken. Mit Bildern wie diesen fällt das dann auch nicht besonders schwer den Punkt zu machen das es offenbar viele gefährliche Extremisten in unser Mitte gibt die überwacht und abgeschoben werden müssen. Die jüngsten Eskalationstaktiken zielen offenbar genau in diese Richtung.
2. Die Islamisten
Nach der jahrelangen Demütigung durch die USA ist hier mal die Chance, zu zeigen wie stark die islamische Welt wirklich ist. Der Anlass taugt zur Mobilisierung der Massen. Der Westen kann mit Boykotts gegen seine Firmen an einer empfindlichen Stelle getroffen werden. Und mit ein bißchen Verzerrung der Tatsachen und guter Organisation lässt sich ein ziemlicher Konflikt aufbauen, der eine Weile am Kochen gehalten werden kann. Das bringt neue Rekruten und ist allgemein gut fürs die Stimmung.
3. Die Neocons (oder wie auch immer die gerade heissen)
Mit einem nur bedingt konfliktscheuen Iranischen Präsidenten auf der anderen Seite ergibt sich die Chance, im Westen eine “na dann nuken wir die Turban-Träger halt, bevor sie uns nuken können, wenn wir Bildchen in unseren Zeitungen drucken”-Stimmung zu erzeugen. Der Zeitplan für den Angriff auf den Iran scheint straff zu sein. So eine kleine Psyops-Operation, um die richtige Stimmung im Westen für den Angriffsfall zu erzeugen, bringt dann wenigstens das konservative Lager in den eigenen Ländern wieder auf Linie. Wenn Leute, die gegen die heilige Meinungsfreiheit sind, (um die sich Regierungen im Westen oft auch keinen Deut scheren) jetzt auch noch Atomwaffen haben, dann muss doch auch der letzte Liberale Friedensfreund einsehen das man “da was tun muss”, oder?
Vielleicht haben sich ja alle Genannten stilschweigend geeinigt das sie alle was davon haben. Aber das wäre ja schon wieder eine Verschwörungstheorie…
* Not Safe For Romantic Movie Evening