Der hiesige Hunde heisst wie ich heute vom Winzer lernte Falk und ist kein Bernhardiner sondern ein Bernharsenner, wie man unschwer an der deutlich dunkleren Fellfaerbung erkennen kann. Er ist jetzt etwa 3 Jahre alt (d.h. viel groesser wird er nicht mehr) und so dermassen verkuschelt das ich froh bin das Hauskatzen in der Regel nicht so gross wie Bernharsenner werden. Zumal Falk anfaengt grollend zu knurren wenn man aufhoert ihn zu kraulen… Ausserdem riecht Falk leider nicht ganz so frischgewaschen wie er aussieht, ich habe dann nach dem kraulen doch jeweils ein Haendewaschbeduerfniss…
Author Archives: frank
Naumburg
Nach der unangenehmen Begegnung mit der letzten Bastion des alten Ostens in Bad Frankenhausen sind wir eher gedaempfter Laune durch diverse kleine Orte ueber gewundene Strassen weiter nach Naumburg gefallen. Hier haben wir uns in einem der kleinen Weingueter oberhalb der Stadt einquartiert. Begruesst wurden wir von einem unglaublich verkuschelten Bernhardiner der sich mir wie eine Katze in den Weg stellte um gekrault zu werden. Nur ist er halt nicht katzen-gross sondern ausgewachsen und macht den Eindruck auch eher schwere Mitmenschen ganz freundlich-begeistert umschmeissen zu koennen. Ich bin gespannt was das noch wird.
Die Unterkunft ist I’m Sommer sicher absolut paradiesisch, bei diesem Wetter jedoch dank Holzofenbeheizung ein wenig zu kuehl. Der Kanonenofen unten (ja, noch so ein richtig originales Teil wo man Holz von oben reinwirft) frisst das Holz in grossen Mengen und blubbert dabei leise, unter Absonderung begrenzter Mengen Hitze. Der moderne Kaminofen oben heizt mit der gleichen Holzmenge ungefaehr 5x so gut, leider verhindert die Raumaufteilung das man es sich dort dauerhaft gemuetlich machen kann. Nunja. Fuer drei Naechte wird es wohl gehen, aber ich schaetze mein Verlangen nach ausfuehrlichen Thermenbesuchen in der Umgegend wird recht hoch sein. Gut das ich noch den Daunenschlafsack I’m Rucksack habe…
Alter Osten, Live und in Farbe
Den Abstecher nach Bad Frankenhausen haben wir wegen dem beruehmt-Beruechtigten Bauernkriegspanorama gemacht. Der DDR-Maler Tuebke hat auf einer 120 Meter langen und 15 Meter hohen Leinwand den Bauernkrieg nebst Oberheld Thomas Muenzer in altertuemlicher Malerei ausfuehrlichst gewuerdigt. Die monstroese Leinwand ist in Zylinderform in einem extra dafuer errichteten Gebauede angebracht das oberhalb von Bad Frankenhausen auf einem Berg steht.
Dort angekommen stellten wir fest das uns nur noch wenig Zeit blieb, bis 17 Uhr um genau zu sein. 16:50 kamen wir in den Eingang gehetzt und baten hoeflich um eine kurze Kurzbesichtigung in der noch verbleibenden Oeffnungszeit. Es sei schon geschlossen wurden wir beschieden, schliesslich sei es schon nach fuenf. Ich insitierte daraufhin, weiterhin hoeflich, das es einerseits noch nicht fuenf sei (es war mittlerweile ca. 16:55) und wir andererseits extra den weiten Weg unternommen haetten um wenigstens einen kurzen Blick auf das Werk werfen zu koennen. Nein, das ging nicht, die Alarmanlage sei schon scharf. Resigniert wandten wir uns den Auslagen des Souvenirladens zu um wenigstens ein Leporello des Bildes zu erstehen. Der wurde dann, ohne uns auch nur einer Bemerkung zu wuerdigen, direkt zugemacht, weil es war ja nun schon fuenf… Am Schluss kam dann noch der mit der Scharfschaltung der Alarmanlage betraute Mitarbeiter aus der Ausstellung, sagte “Ich hab dann mal scharfgeschaltet.” und schloss die angeblich schon lange verschlossene Tuer ab. Zu diesem Zeitpunkt (ca. 17:08) konnte ich mich nur noch sehr muehsam von einer ausfuehrlichen Mitarbeiterbeschimpfung abhalten. Frustriert stapften wir durch den Nieselregen wieder zum Auto.
Ich glaube ich werde mir das Panorama erst anschauen wenn ich sicher annehmen kann das die derzeit dort taetigen Mitarbeiter entweder Arbeitslos oder in Rente sind. Eigentlich waere ihnen ersteres zu wuenschen… So eine Ansammlung von krasser HO-Mentalitaet und dreister Faulheitsluege ist mir wirklich sehr lange nicht mehr begegnet, nichtmal in Osteuropa.
Kyffhaueser
Kyffhaeuserueberquerung
Nachdem wir heute vormittag die uebrigens ganz vorzuegliche Ferienwohung in Quedlinburg gesauebert und verlassen haben ging es auf kurvigen Bergstrassen zum Kyffhaeuser. Dort befindet sich ein Doitsches Denkmal fuer die gefallenen Krieger und den mythischen Kaiser Barbarrossa. Ziemlich protzige Angelegenheit, errichtet auf den Grundmauern einer Festung die so bis ca. 1200 aktuell und danach in verschiedenen Stadien des Verfalls war. Den ebenso protzigen Eintritt fuer das Denkmal haben wir uns dann gespart und sind lieber die noch teilweise erhaltene/rekonstruierte Unterburg anschauen gegangen die weiter vorne auf dem Bergruecken liegt. Die Gesamtinstallation ist erkennbar auf die Bewaletigung gewaltiger Touristenstroeme ausgelegt. Parkplaetze, Fressetablisments und Kitschverkaufsbuden sind in reichlicher Zahl vorhanden. Weiter ging es dann nach Bad Frankenhausen.
Damenstift
Bemerkenswerteste Sehenswuerdigkeit Quedlinburgs ist neben der Fachwerk-Altstadt der von Otto I. als erste Amtshandlung 936 eingerichtete Damenstift. Ein Damenstift war eine Art koeniglich beschuetzte Anstalt fuer unverheiratete oder verwitwete Hochadelsdamen, praktisch ein Kloster ohne Geluebde. So wie sich mir die Angelegenheit darstellt diente das Ganze zwei Zwecken. Zum einen entstand ein Zentrum von Kultur und Bildung das die jeweiligen Koenige und Kaiser immer wieder gern besuchten und auch als Verwaltungszentrale verwendeten. Zum anderen war es sicher recht praktisch als Koenig eine Sammlung Familienmillgieder potentiell aufmuepfiger Fuersten unter seiner Kontrolle zu haben, fuer alle Faelle…
Die Aebtissinnen des Stifts waren zeitweise von herausragender politischer Bedeutung, eine regierte sogar das Reich als Otto III. 997/998 mal wieder nach Italien zog. Der Stift hatte die umliegenden und auch weiter entfernte Laendereien als Wirtschaftsgrundlage bekommen, nach und nach ergaenzt um weitere Geschenke. Nachdem I’m laufe der Jahrhunderte einiges davon wieder verlorenging hat dann offenbar eine Aebtissin einen Streit mit der zu maechtig gewordenen Stadt Quedlinburg provoziert um sie dann von ihren grossen Bruedern Ernst und Albrecht von Sachsen erobern und unterwerfen zu lassen. Bei der Gelegenheit wurde die vollstaendige politische und wirtschaftliche Kontrolle der Stiftsdamen ueber die Gegend wieder hergestellt und als auesseren Zeichen der Roland auf dem Marktplatz zerschlagen. So kann das gehen wenn die Damen ihren Luxus vermissen…
keine Bilder
Leider gibt es gerade keine Bilder, der Umstieg auf WordPress bringt es mit sich das PocketSharp das fuer MovableType prima funktioniert nicht mehr will… Und Pocket InternetExplorer kann offensichtlich kein File/Upload ueber http. Ich werde versuchen die Bilder nachzureichen wenn ich wieder Breitband und einen richtigen Computer unter den Fingern habe. Der Vorteil ist dann auch das es richtige Digicam-Bilder gibt, nicht den XDA2-Jpeg-Kubismus.
Fachwerk
Es gibt hier nicht nur 1200 Fachwerkhaueser, es sind fast 1400. Die Strassen und Gassen in der Altstadt sehen aus als koennte man mit geringfuegigen Korrekturen sofort Mittelalterfilme hier drehen. Ich habe mir ein kleines bischen Grundwissen ueber Fachwerkbau angelesen, die Ferienwohnung hier gehoert offenbar Architekten und ist wohlbestueckt mit entsprechender Literatur.
Die entscheidende Innovation I’m Fachwerkbau war offenbar der Uebergang vom Staender- zum Geschossbau. Beim Staenderbau werden auf einem Rahmen auf dem Boden Balken nach oben errichtet, die direkt in einem Stueck bis zum Dachstuhl reichen. An diesen Balken wird dann innen die erste Etage aufgehaengt. Damit kommt man natuerlich kaum ueber ein Obergeschoss hinaus. Beim Geschossbau werden die einzelnen Etagen als separate statisch voneinander unabhaengige Einheiten gebaut, die sozusagen uebereinander gestapelt werden. Ein Exemplar der Staenderbauweise ist hier auch noch zu bewundern, I’m Vergleich zu den danebenstehenden Geschossbauten wird sofort klar warum diese Bauweise sich nicht gehalten hat.
Die Balken an den Hauesern sind oft mit allerlei Inschriften verziert. Nicht selten sind es Klagen des Bauherrn ueber den Neid und die Zanksucht der Nachbarn. Man kann anhand der Bauweise und Verzierungen auch das Alter eines Hauses abschaetzen, war nur nicht in der Lage mir all die dutzenden Details zu merken. Schoen sind auch die vielen kleinen Gassen die komplett ueberbaut sind.
In den wilden Osten
Wie immer wenn das Wetter anfaengt gruselig und schlimm zu werden machen wir Familienreisen in den Wilden Osten. Dieses Mal sind wir in Quedlinburg gelandet.
Der Weg hierher war eher abenteuerlich. Kurz hinter dem Berliner Ring fing auf der Gegenfahrbahn ein Monster-Stau an, ich erhaschte noch einen fluechtigen Blick auf einen eher teuren Sportwagen der quer zwischen den beiden Leitplanken steckte. Der Kollateralschaden sorgte offenbar fuer eine Vollblockade der Autobahn.
Etwa aucf halbem Weg nach Magdeburg gerieten wir dann in ein Schneetreiben das die Sicht zeitweise auf 5 Meter reduzierte, den Lufteinlass des Autos zusetzte und die Strasse schlitterig machte. Mit einigen Zonen klarer Sicht zwischendurch hielt das Mistwetter bis genau zum Ortseingang von Quedlinburg, die Leute auf der Strasse wunderten sich etwas wo wir denn den vielen Schnee am Auto herhaben…
Das Quartier hier ist wirklich schoen, in einem sanierten Fachwerkhaus. Fachwerkhaueser gibt es hier viele, 1200 hoerte ich. Wir werden das morgen zumindest ansatzweise verifizieren.