Da eine Winterreise ohne Besuch eines Industriedenkmals nur halb so schön wäre, fiel dieses Mal die Wahl auf die Brikettfabrik Louise . Hier nur ein paar fotografische Impressionen von einigen Details.
Einen Besuch kann ich nur dringend empfehlen. Wir bekamen trotz krassen Winterwetters und Abwesenheit weiterer Besucher eine sehr umfangreiche und lehrreiche Führung von einem ehemaligen Mitarbeiter, der auch gerne auf technische Detailfragen antwortete und immer bemüht war, die einzelnen Anlagenteile ins Gesamtsystem einzuordnen. Die Fabrik steht da praktisch so liebevoll erhalten, wie sie 1991 stillgelegt wurde, mit Anlagen die großenteils aus dem 19. Jahrhundert stammen. Ich war lange nicht so angetan von einem Industriedenkmal. Alle paar Wochen im Sommer werden Teile der Anlage sogar mit Dampf wieder angefahren! Sie haben sich extra einen fetten modernen Dampferzeuger neben die Halle gestellt, um das nach heutigen Umweltschutznormen betreiben zu können. Im Normalbetrieb kamen früher aus der Fabrik enorme Mengen Abgase, Dampf und Kohlenstaub.
Also nochmal: hinfahren. Die Besichtigung ist immer inklusive Führung und lohnt sehr.
Errichtet wurde die Fabrik direkt über einem damals noch im Handbetrieb untertage abgebauten Braunkohlenflöz, um die sogenannte Feinkohle, d.h. die Bröckchen die fürs Kraftwerk zu klein waren, zu Briketts zu pressen. Später wurde die Kohle dann auch von Tagebaugruben aus der Umgebung herrangekarrt.
Die Kohle diente als Energiequelle für alles was in der Fabrik geschah. Die richtige Menge Dampf in den Kesseln war der wesentlichste Betriebsparameter.
Hier der Arbeitsplatz eines Heizers, und dies war noch die Luxusausführung.
Trocknungsmaschine für den Kohlestaub. Knochenhart und gefährliche Arbeit.
Der Lärm im Betrieb war fast überall über 100dB, die Verständigung zwischen einzelnen Stationen war nur mit Glocken, Hupen und einem Sprechrohr möglich.
Der allgegenwärtige explosive Kohlestaub erforderte drakonische Arbeitsschutzmaßnahmen.
Um die trockenen Bergmannskehlen zu schmieren und den Knochenjob wenigstens einigermaßen erträglich zu machen gab es Zuteilungen von steuerfreiem Trinkbranntwein. Weiterverkauf strafrechtlich verboten. Man beachte die unprätentiöse Abfüllung in Bierflaschen mit Kronkorken.
Diese Brikettpresse aus dem 19. Jahrhundert lief bis 1991 und hat das letzte Stück Kohle im Regelbetrieb gepresst.
So sah das Ergebnis all der Mühen dann aus.
Sehr spannendes Bit: die kleinen Punkte auf den Briketts geben Auskunft über die Herkunft des Kohlestücks.