Gelegentlich verschlägt es mich ja in die ostdeutsche Provinz. Dieses mal in das ausnehmend hübsche Städtchen Torgau an der Elbe.
Torgau gibt Anlaß über ein schrulliges Detail der Historie zu plaudern, das ich Euch nicht vorenthalten möchte: Die Leipziger Teilung . Der Wikipedia-Eintrag ist wirklich herzerfrischend. Die Kernsätze sind:
Am 17. Juni 1485 fassten die Brüder Ernst und Albrecht III., Herzöge von Sachsen und Erben der wettinischen Länder, den Beschluss, ihre Ländereien zu teilen. (…) Als Verfahren wurde sich darauf geeinigt, dass Ernst einen Teilungsplan ausarbeitet und Albrecht sich dann für eine der beiden zusammengestellten Hälften entscheidet.
Das ist so wie man das aus dem Kinderzimmer beim Schoki aufteilen kennt: einer teilt, der andere sucht aus, wegen der Gerechtigkeit. Und was mit Schoki geht, das geht auch mit Ländern. Ganz einfach eigentlich…
Die Leipziger Teilung gilt als folgenschwerste Fehlentscheidung der sächsischen Geschichte. Langfristig ermöglichte die Schwächung des sächsischen Fürstentums den Aufstieg Brandenburg-Preußens zur Hegemonialmacht.
Ich finde es ja immer wieder schön zu sehen, wie dann zwei bockige Geschwister so einen Einfluß haben konnten, materielle und geopolitsiche Grundinteressen ihrer Länder hin oder her.
Krasse Wendeltreppe auf Schloß Hartenfels
Achja, was das mit Torgau zu tun hat? Ernst, dessen Clan ein paar Jahrzehnte später komplett gegen die Albertiner verloren hat, hatte seine Residenz in Torgau, auf dem Schloß Hartenfels.
Und da war ordentlich Renaissance-Halligalli. Dazu gehört auch ein ordentlicher Hofnarr. Der Narr war nur dem Fürsten unterstellt, speiste an seiner Tafel und war auch sonst nicht an die höfischen Regeln gebunden. Dafür wurde von ihm erwartet, daß er Denkanstöße gab und gute Laune verbreitete. Wenn der Narr ordentliche Arbeit geleistet hat wurde er sogar am Gebäude verewigt, so wie Carl Narr hier:
Torgau ist auch berühmt und bekannt, weil sich hier die sowjetischen und amerikanischen Truppen an der Elbe getroffen haben. Wie so oft bei historischen Ereignissen mit tollen Bildern war auch dieses Ereignis ein bißchen anders und wurde für die Fotografen einen Tag später rearrangiert. Die Wikipedia hat dazu einen schönen Eintrag . Das Denkmal, das aus diesem Anlaß errichtet wurde ist einigermaßen bizarr. Das die Amerikaner auch da waren ist eher so am Rande erwähnt und die USA-Fahne fällt vorwiegend durch die zahlreichen prominent herausgearbeiteten Sterne auf. Interessanterweise ist der Stil sehr ähnlich dem Federal Protzprunk, der sich an diversen US-Regierungsgebäuden aus dieser Zeit findet.
Die Russen haben, neben dem Weiterbetrieb des Nazi-Knastes auf Fort Zinna als NKWD-Lager (Details siehe hier ), im Stadtbild ein paar liebevoll konservierte Spuren hinterlassen. Der Wegweiser zur Batalionsküche:
Auch schön bizarr ist eine weitere kulinarische Rarität am Wegesrand: ein Italo-Inder oder auch Indo-Italier.
Es gibt dort tatsächlich ein Exemplar italo-indisches Fusion-Food: Pizza Punjabi, mit Lammcurry und Chili. Auf einen Test wurde erstmal verzichtet…
Viel Wasser hat die Elbe hier manchmal auch:
So langsam wurde es dann Abend, was mir Gelegenheit gibt, die Kontraste der örtlichen Stadtlandschaft im Bild zu dokumentieren
Achja. Der Dorf-Konsum ist nicht tot. Er sieht nur ein kleines bißchen anders aus, ist aber noch genauso trostlos wie früher…