Freiheitsspaltung

Ich zitieren ja normalerweise nicht aus der BILD, aber leider fand sich trotz längerer Suche nicht das Original der Umfrage die Emnid für die Bild am Sonntag zur Terrorfurcht der Deutschen gemacht hat. Trotz der allgemein bekannten Probleme mit der Aussagekraft von Umfragen finde die Resultate spannend, vielleicht gerade weil sie für die BILD gemacht wurde. So als Fortsetzung der “Wie dumm ist denn unser Volk eigentlich?”-Debatte in den Kommentaren.

Zuerstmal die gute Nachricht:
“73 Prozent fühlen sich nicht persönlich gefährdet.”

D.h. für den größten Teil der Leute ist Terrorismus immer noch so eine abstrakte Angelegenheit aus den Abendnachrichten. Die Zahl würde sich vermutlich nach einem Anschlag kurzfristig ändern, aber bildet schonmal eine gute Grundlage für den “Don´t Panic, Autofahren ist gefährlicher”-Ansatz.

“Jeder zweite Deutsche ist bereit, wegen der Terrorgefahr vorübergehend Einschränkungen persönlicher Freiheitsrechte (Stichwort: Online-Durchsuchungen) hinzunehmen. 48 Prozent stimmen solchen Einschränkungen zu, 47 Prozent lehnen sie ab.”

Hier schlägt natürlich wieder das BILD-Problem durch. Vorrübergehend ist an Freiheitsverlusten traditionell in Deutschland nichts. “Sicherheits”gesetze sind für die Ewigkeit. Ich würde ja zu gerne wissen, wie die Antwort ausgesehen hätte wenn nach “permanenten” Einschränkungen der Freiheitsrechte gefragt worden wäre.

D.h. nur eine echt knappe Hälfte der Bürger ist bereit den Schäublewahn zu dulden. Das ist nicht die Mehrheit, wie so mancher vermutet hätte!

“Auffallend: Die Bereitschaft, Freiheitsrechte zu opfern, ist in den westlichen Bundesländern (49 % ja, 46 % nein) erheblich größer als in der ehemaligen DDR (43 % ja, 53 % nein). Und Frauen (53 % ja, 41 % nein) sind für solche Einschränkungen offener als Männer (42 % ja, 54 % nein).

Immerhin, ein gewisser Ost-Erfahrungsbonus zeichnet sich doch ab. Das abstrakte Sicherheitsbedürfnis der weiblichen Bevölkerung scheint jedenfalls deutlich ausgeprägter zu sein als das der männlichen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, daß es analog zur sozial/politischen Spaltung des Volkes auch eine Spaltung im Freiheitsbedürfnis gibt. Ich würde vermuten, daß die Überlappungen eher komplex und nicht einfach zu erklären sind. Die sicherheits/freiheitspolitischen Ansichten nicht geringer Teile der Gerontokratie in der PDS-Linke sind jedenfalls eher mit der CDU/NPD kompatibel.

Falls ein geneigter Leser einen Link zur kompletten Umfrage incl. genauer Fragen ausbuddelt wäre ich für einen Vermerk in den Kommentaren dankbar.