Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte um die auf den Deckenlampen des Bundestagsabgeordneten Wolfgang Neskovic (Obmann der Linkspartei im BND-Untersuchungsausschuss) aufgefundenen Mikrofone weiter entwickelt. Von “Wanzen” zu reden ist nach den derzeit vorliegenden Bits etwas verkürzt, aber nicht ganz falsch.
Die wahrscheinlichste Variante ist, daß ein Interessent/Bedarfsträger mit regelmässigem Zugang zum Büro des Abgeordneten, einfach je ein Diktiergerät mit Sprachaktvierung und externem Mikrofon auf die Deckenlampen gelegt hat. Die externen Mikrofone sind hilfreich, da die internen Mikros von Diktiergeräten oft eher unempfindlich sind bzw. das Geräterauschen mit aufzeichnen. Mit einem halbwegs modernen Gerät mit externem Akku sind Aufzeichnungszeiten von ein bis vier Wochen kein Problem. Es wird ja i.d.R. nur wenige Stunden pro Tag in dem Büro tatsächlich gesprochen und die Sprachaktivierung hält die Aufzeichnung an, wenn nichts passiert. Die Mikrofone vor Ort auf den Lampen zu belassen, macht durchaus Sinn. Eine Reinigungskraft o.ä, die dann für den Gerätetausch benutzt wird, muss so weniger fummeln und nur das eigentliche Gerät tauschen.
Das Vorhandensein von Diktiergeräte-Mikrofonen auf den Lampen ist also ein sicheres Zeichen, daß der Abgeordnete in der Vergangenheit abgehört wurde und der Interessent plante, das Abhören bei Bedarf fortzusetzen. Das nur aufgezeichnet wurde und keine Echtzeit-Auswertung stattfand, tut nicht wirklich etwas zur Sache. Auf den möglichen Interessenten lässt sich kein Rückschluss ziehen. Ein “richtiger” Geheimdienst würde in einem Umfeld mit hohem Entdeckungsrisiko, wie dem Bundestag, tendentiell auch so eine “primitive” Methode wählen, eben um Rückschlüsse auf den Urheber auszuschliessen. Die Anforderung an die Gespräche in Echtzeit zu kommen, was den Einsatz von live-übertragenden Geräten notwendig machen würde, steht bei so einem statischen Geschehen wie dem BND-Untersuchungsausschuss ohnehin nicht.
PS: Also so habe ich das mit der Rundumüberwachung von Problempolitikern nicht gemeint. Aber vielleicht bewirkt es ja trotzdem mal ein bischen mehr Sensibilisierung in dieser Kaste… ;-)
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Naja, also diese “Rheinländer”-Defense glauben auch nur Karnevalsalkoholleichen…