Der Independent meldete heute dann doch endlich, daß auch auf der britischen Botschaft in Berlin eine Abhörinstallation steht, die für die elektronische Spionage gegen Funktelefone u.ä. in Berlin-Mitte benutzt wird.
Nachdem der erste Schock überwunden ist fällt an der deutschen Berichterstattung auf, daß niemand sich offenbar die Mühe macht, die “zeltähnliche Vorrichtung”, die “von der Straße aus nur schwer erkennbar” sei mal in Augenschein zu nehmen. Hier also eine kleine Aushilfestunde für den Qualitätsjournalismus. (Update:Mitlerweile haben es ein paar Fotografen der Agenturen auf die Dächer geschafft und es gibt auch ein paar mehr Bilder)
Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Luftbilder. Bei Google ist nicht so viel zu holen, hingegen ist bei Microsoft Bing sehr schön zu erkennen, was sich die Briten da im Jahre 2000 aufs Dach gestellt haben. Mit den Pfeilen oben rechts kann man bei Bing schön um das Objekt drumrumkreisen.
(Quelle: Microsoft Bing Maps, Vogelperspektive. binged.it/1eVR6Ku)
Da die Auflösung ein wenig gering ist nimmt sich der geneigte Beobachter das dicke Teleobjektiv (700-800mm ist eine angemessene Grössenordnung) und macht sich auf die Suche nach einem guten Aussichtspunkt. Eine kurze Recherche fördert einen geradezu idealen Ort zutage: den Panoramapunkt am Potsdamer Platz. Für moderates Kleingeld befördert der “schnellste Aufzug Europas” den Neugierigen auf 100m Höhe, mit perfektem Blick auf die Dächer der Berliner Mitte. Kaffe und Kuchen gibt es oben auch, für nicht ganz so moderate Preise.
Was wir dann durch die mitgebrachte Telelinse in Augenschein nehmen können sieht so aus:
Ein paar mehr hochauflösende Bilder aus dieser Perspektive gibt es hier, bei Buggedplanet als Public Domain (Bildredaktionen aufgepasst: frei zum Nachdruck).
Doch worum handelt es sich nun bei diesem Objekt? Ein sehr ähnliches wenn nicht sogar baugleiches Gerät findet sich im Katalog von L3 ESSCO, einem auf Radome aller Art spezialisierten Regierungszulieferer. Das Produkt ist typischerweise modular, d.h. der Kunde wählt aus, wie hoch er den Turm haben möchte.
So sieht das dann aus:
(Quelle: http://www2.l-3com.com/essco/radomes/assets/images/graphics/imported/rg_3.jpg)
Zum Vergleich die strukturell ähnliche Installation auf dem Berliner Teufelsberg, von der aus die Amerikaner und Briten zu Zeiten des Kalten Krieges unter vielem andem die Richtfunkverbindungen im Osten abgehört haben.
Noch ein Detail zur britischen Botschaft: auf dem Dach weht die Fahne mit dem Wappen der britischen Regierung.
Das Wappen trägt ein Spruchband: “Honi soit qui mal y pense” Frei übersetzt heisst das “Ein Schuft, wer böses dabei denkt!”.