Zur Ursache der Beule im japanischen Supertanke M-Star in der Strasse von Hormus gibt es für jeden, der sich schon mal mit U-Boot-Taktik befasst hat, eine ziemlich wahrscheinliche Option. Wenn ein U-Boot unentdeckt in enge, vielbefahrene, mit Sonar-Sensoren aller Anrainer gespickten Gewässer – wie dem einzigen Zugang zum Golf – ein- oder ausfahren will, gibt es nur eine echte Option. Die Methode ist in der Nacht ein möglichst grosses mit gleichmäßiger Geschwindigkeit fahrendes Schiff möglichst eng zu verfolgen. Das Schrauben- und Maschinengeräusch des Schiffs überdeckt dabei die Geräusche des U-Boots.
Die Kollision fand gegen 00:30 Ortszeit statt, also bei tiefer Dunkelheit. Eine optische Entdeckung des mattschwarzen Turms ist also eher unwahrscheinlich. Typischerweise werden solche Nahfolgefahrten in aufgetauchtem Zustand durchgeführt, um möglichst rasch Kurs- und Geschwindigkeitsänderungen des Schiffes erkennen zu können. Der Turm des U-Bootes ist dabei für externe Beobachter im Radarschatten des Schiffes und das Radar des Schiffes kann ihn auch nicht sehen, weil er zu nahe dran ist (es gibt eine tote Zone unmittelbar um das Schiff durch Abschattungen etc.)
Die Gefahr besteht nur darin, daß die Wache auf dem U-Boot nicht schnell genug reagieren kann, wenn das Schiff abbremst oder den Kurs ändert. Für mich sehen die Bilder von der M-Star so aus, als wenn das U-Boot noch in letzter Sekunde ein Ausweichmanöver gefahren, dann aber mit dem Turm doch noch touchiert hat. Die spannende Frage ist nun also, welche Marine ihr U-Boot klandestin aus dem Golf bringen wollte. Die USA fahren, soweit man den Presseberichten glauben kann, ihre Boote recht offen mit der jeweils diensthabenden Flugzeugträgerkampfgruppe herum. Es gab allerdings 2007 schon mal einen ähnlichen Unfall, ebenfalls mit einem japanischen Tanker , bei dem die Navy hinterher erklärte, die Sogwirkung des Tankers hätte das U-Boot nach oben gezogen und so zur Kollision geführt.
In der Region unterwegs sind natürlich noch allerhand andere U-Boote – aus aller Herren Länder. Einige Anrainer-Staaten, inklusive dem Iran haben konventionelle U-Boote in Betrieb, Russland, Großbritannien und Frankreich auch nukleargetriebene. Ausserdem wird wohl die israelische Marine mit ihren von Deutschland geschenkten, konventionellen aber wahrscheinlich atomwaffenfähigen Booten dort unterwegs sein, um den Iran immer schön in Zweitschlagsreichweite zu behalten. Na schaun wir mal, wo in den nächsten Tagen ein U-Boot mit Turmschaden vorne links auftaucht…