Das Entscheidungsproblem

Gerade war ich wählen, wenn auch nicht gerne. Seit Jahren nun wähle ich konstant das geringere Übel, diejenigen, von denen ich wider besseres Wissen annehme, sie würden die postulierten Ideale am wenigsten verraten, wenn sie an der Macht sind. Angesichts der Alternativen erschien es mir nach langem Grübeln auch dieses mal doch angeraten wählen zu gehen, wie gesagt, nicht gerne und eher widerstrebend.

Die Aussicht auf das anstehende Gehänge, angesichts des absehbar sauknappen Ergebnisses , macht mich auch nicht gerade froh. Erst wird es bis zum Montagmorgen ein Gerate und Gedeute um die letzten Zehntelprozente geben, dann beginnt die Ãœberhangsmandats-Rechnerei und dann das Ganze nochmal von vorn, sobald Dresden sich bequemt hat, dann doch mal zu wählen. Es kann natürlich sein, dass wir einen überraschenden Erdrutsch-Sieg der Kanzlerette sehen (dann wären die Vorhersageinstitute grandios blamiert). Immerhin würde uns das drei Wochen politische Agonie mit tausend Interviews von Auskennern und Spezialexperten auf allen Kanälen ersparen. Aber ob das vier Jahre kompromisslose Abschaffung der letzten Bürgerrechte und noch mehr fragwürdige Wirtschaftspolitik wert ist…

Vieleicht bekommen wir am Ende ja mal ein Wahlrecht, das einer westeuropäischen Zivilisation würdig ist. Ãœberhangmandate und Negatives Stimmgewicht sind doch nichts weiter als ein schlechter Patch für eine verkorkst implementierte Grundidee. Dass Parteien ohne Nachrückkandidaten antreten können, sollte sich wohl auch erledigt haben. Und das mit den Wahlmaschinen kann ohne öffentliche Untersuchung auch nicht durchgehen…