Taxifahrer, Schieber und Autohändler

Meistens bevorzuge ich ja schweigende Taxifahrer. Ich kann die Laberköpfe nicht ab die pausenlos über die Regierung, die Krankenkassen und das arme leidende Taxigewerbe faseln müssen. Dafür will ich kein Geld ausgeben, ich will meistens eher meine Ruhe und ein bischen Musik hören.

Manchmal allerdings treffe ich einen interessanten Chauffeur. Heute nacht war es mal wieder soweit, der Fahrer hupte beim vorbeifahren an der einzigen halbwegs zwielichtigen Bar weit und breit, kurbelte das Fenster runter und grüsste im Vorbeifahren den Türsteher. Dann fing er an mir aus dessen Leben zu erzählen. Zuerst lernte ich das der Türsteher nicht Türsteher sondern “Schieber” heisst. Seine Aufgabe ist es ja schliesslich auch zögerliche (natürlich ausschliesslich männliche) Passanten dazu zu bewegen (durch “schieben”) sich in das von aussen nicht einsehbare rötlich beleuchtete Etablisment zu begeben, um sich (und hier beginnt der Bereich der Vermutungen) dort von leichtbekleideten Damen zum Konsum unüblich hoch ausgepreister Alkoholika überreden zu lassen. Ich sehe die Mitglieder des Schieber-Berufsstandes allerdings immer nur wie sie sich die Füsse abfrierend vor dem Schuppen hin und her stapfen. Aber vermutlich komme ich auch schlicht nie zu den Hauptverkehrszeiten dort vorbei.

Auch das Einkommen eines solchen Schiebers wurde mir vom Taxifahrer offenbart. 50 Euro pro abend zuzüglich 10 Euro pro erfolgreich geschobenem Passantent. Garnicht mal so schlecht, aber auch nur ein Job für eher hartgesottene Mitmenschen. Der gerade diensttuende Schieber war vorher (laut Bericht meines Taxifahrers) mal Gebrauchtauto-Händler, daher auch die Bekanntschaft der Beiden. Ein Verkäufer “der Ihnen einen 2CV als Mercedes verkaufen kann und Sie merkens erst ein Jahr später…”. Aber, er hats wohl ein bischen übertrieben. “Immer mit der Brechstange verkauft, keine Rücksicht auf irgendwen”, so der Taxifahrer. Da scheint er ja in seinem neuen Job als Schieber durchaus eine gute Besetzung zu sein, wenn man bedenkt das die “Gäste” auf dem Rückweg ja auch wieder an ihm vorbeikommen. Wahrscheinlich muss so ein Schieber genau deswegen halb offen halb unterschwellig ein gewisses Gewalttätigkeitspotential ausstrahlen.

Alsdann erfuhr ich noch einiges über den durch die neuen Garantievorschriften beim Gebrauchtwagenverkauf trockengelegten Gebrauchtautomarkt, auf dem auch der Taxifahrer mal tätig war. Tja, damals zu den goldenen Nachwende-Zeiten als das Schnelle Geld (TM) noch auf der Strasse lag… Irgendwann waren wir dann auch angekommen und der Taxifahrer wünschte mir noch freundlich eine gute Nacht.