Die Musikindustrie-Diskussion

Gerade in der Diskussion über Filesharing auf dem Camp Discordia mit Smudo (Fantastische4) fällt mir auf das die üblichen Verdächtigen wie Markus Beckedal mit ihrem Kulturflatrate-Gefasel einigermassen ahnungslos und argumentationsarm sind. Smudo war ihnen nicht nur rethorisch überlegen, auch wenn seine Produktfixierung echt nervt. Erdgeist sass neben mir und war auch eher ungehalten über die Diskussion. Ein paar Stichworte dazu was eigentlich abgeht:

Es geht nicht mehr um Filesharing, es geht um DRM und Watermarking.

Der einzige gerechte Weg eine Kulturflatrate einzuführen ist perfektes Watermarking. Nur so lässt sich ein Weg finden die Einahmen aus der Flatrate entsprechend der Popularität an die Künstler zu verteilen. Mit diesem Watermarking und dem Zwang zu mit diesem System kompatiblem Playern könnten Downloads, Radio-Abspielungen, Webradio-Abspielungen (direkt umgerechnet auf Hörerzahlen) usw. usf. komplett erfasst werden und zugeordnet werden. D.h. der Preis für eine Kulturflatrate ist eine Kompletterfassung des Medienabspielens, GEMA de luxe. Damit könnte man natürlich auch ganz prima ein Musikindustrie-Ideologie kompatibles pay-per-listen System implementieren. Wollen wir das wirklich?? Abgesehn davon das eine Kulturflatrate eigentlich nur global funktionieren könnte, Musik ist ja schliesslich auch global.

Was mich wirklich aufregt ist das niemand mal die ökonomische Wahrheit ausspricht: Hollywood und die Musikindustrie sind wirtschaftlich gesehen ziemlich unbedeutend. Der globale Gesamtumsatz der Medienindustrie ist nunmal wesentlich geringer als der der Computer- und Internetindustrie. “Ein Pickel am Elefantenarsch der Computerindustrie” war sinngemäß der treffende Vergleich eines IBM-Managers. Die Festplattenhersteller alleine haben wahrscheinlich mehr Umsatz. Wenn sich die ISPs dazu entschliessen würden aus ADSL flächendeckend SDSL zu machen wären Hollywood, Bollywood und die Musikindustrie unmittelbar erledigt. Und diese einigermassen unbedeutende, fragile und selbstverliebte “Medien-Industrie” wagt es, im Namen des heiligen Künstlers, unsere Computerplattformen zunageln zu lassen und die Kreativität eben jenes Künstlers einzuschränken, in dem sie die Wiederverwendbarkeit von Mediadaten unterbindet und neue Technologien aktiv zu verhindern sucht.

Ich habe gerade auch keine wirklich gute Idee wie der Konflikt zu lösen ist, aber dazu gehört sicherlich der Abschied von der Illusion das man mit Musik stinkend reich werden kann.

3 thoughts on “Die Musikindustrie-Diskussion

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  2. Lars

    Es ist nicht gegeben, dass der Preis für eine Kulturflatrate die komplette Erfassung wäre.

    Man kann sich mit Stichproben zufriedengeben, wie das derzeit mit den Einschaltquoten gemacht wird.

    Dabei fallen natürlich Dinge unter den Tisch.

    Sagen wir mal alle Goths finden dieses Remake von Transmission ganz toll und jeder lädt es herunter, aber kein Goth ist in der Gruppe, die erfasst wird. Dann fällt es hinten runter.

    Aber man kann diese Ungerechtigkeit gegen die Gefahr für die Privatsphäre im Fall der kompletten Erfassung eintauschen, wenn man das will.

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