Author Archives: frank

Vorgezogene Neuwahlen?

Warum hatte es die SPD so eilig, Beck abzuservieren und direkt einen Kanzlerkandidaten zu benennen? Ich glaube die Koalition wird nicht mehr ein Jahr halten. Der nächste offizielle Bundestagswahltermin ist der 27.9.2009, aber warum sollte Frau Merkel noch so lange darauf wetten, daß ihre Umfragewerte weiterhin hoch bleiben?

Die Energie- und Atommafia will endlich klare Verhältnisse. Schäuble ist genervt immer ein paar Runden lang das Umfaller-Spiel mit der SPD spielen zu müssen und würde auch lieber durchregieren. Und in der Aussenpolitk fühlt sich die CDU bestimmt auch besser, alleine zu definieren, was Deutschlands neue Rolle in Europa und der Welt ist, inclusive Rohstoffzugangssicherungskampfeinsätze und ähnlichem.
Ausserdem haben die Leute im Frühjahr eh bessere Laune. Und bestimmt schafft es die CDU das ganze so hinzudrehen, daß die SPD Schuld ist.

Die beiden interessanten Fragen sind, ob das Bundesverfassungsgericht es schafft, vorher das Wahlcomputer-Urteil zu fällen und ob irgendjemand sich traut, die Skelette aus Steinmeiers Geheimdienstkoordinatorzeit im Wahlkampf tanzen zu lassen.

Ich würde ja wetten…

… das der “harte Kurs” gegen Russland ungefähr andauert bis es kalt wird. Dann wird es die üblichen Winteranfangs-Gasprom-Spielchen geben, so mit “technisch bedingten” Gaslieferengpässen etc. Und Merkel wird entdecken, daß eine auf “Interessensausgleich” bedachte Aussenpolitik gegenüber Russland zielführender ist…

Rephrasing

Today in the plane, a banker next to me looked a bit puzzled when I laughed out loud when reading a story in the Financial Times about the Austrian Railways problems with radioactive junk securities bought from Deutsche Bank. We talked a bit, and he told me that in banker jargon the abreviation “CDO” is now translated as Collateral Damage Obligations. The woman with the KPMG labeled notebook on the other side of the aisle looked rather disturbed…

Eyeballing the Google Street Spy

This morning I ran into the Google Street View data collection car. Unfortunatelly, I only had my phone with me, so the pictures are not as nice and bright as I would have liked them. Anyway, most of the sensors could be identified.

Eyeballing streetview

The most interesting elements are the three laser scanners. A tutorial for them can be found here . The scanners are essentially laser range finders combined with a rotating mirror to achieve a scan line. The laser shoots a pulse and the sensor measures how long the return pulse, reflected somewhere, takes and calculates the distance. This is done a couple dozend times per second while the mirror rotates. The two scanners left and right are mounted vertically so that they scan the height of the buildings, trees, whatever is in range. The front scanner is mounted horizontally, so it records the general layout of the street. All scanners can scan up to 180 degrees and up to 80 meters range (depending on reflexivity of the scanned objects). The number of scan lines per second is dependent on configuration and precise type of the scanner, but it is certainly sufficient to built a 3D model of the street.

Further data that – at least in theory – can be extracted from the scans is stuff like number of cars parked, how many trees are there and where etc.

The unknown element is the box with the yellow frame on the rear side. Before the car drove away from the coffee stop, I could see LEDs switching from yellow and red to green, after a bit of blinking back and forth. The writing on the box seems to suggest some sort of 3-axis accelerometer. Lets see if higher res pictures surface in the next days.

Update: a little bird told me that some of the StreetView cars have been fitted with WLAN receivers, so location and range of wireless networks can be recorded as well. Which would explain how Skyhook Wireless got some of its data for locationing via WLAN networks.

Was jetzt zu tun ist.

Nachdem der Telekom-Skandal fröhlich weiter eskaliert, sich die TK-Branche und die Ministerien in “bitte keine schärferen Gesetze”-Gestammel ergehen und die ganzen tollen “Entscheider” dieses Landes eine eher erbärmliche Figur machen, hat der CCC mal eine Liste von Forderungen aufgestellt, was jetzt zu tun ist. Eigentlich alles ganz einfach: Lest hier.

Offener Brief vom Internet an die Bundeskanzlerin

Pavel reichte mir gerade einen Offenen Brief vom Internet an unsere Bundeskanzlerin weiter, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. Als Antwort auf das Gewinsele der Protagonisten eines untergehenden Geschäftsmodells.

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Ein offener Brief vom Internet zum Tag des Geistigen Eigentums

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
gestern war der Tag des des geistigen Eigentums, und sie haben einen Brief von einhundert selbstlosen Kulturschaffenden erhalten, die aufgrund der unmoralischen Nutzung des Internets in Sorge sind, dass der Nachwuchs demnächst für sein Geld dauerhaft hart zu arbeiten gezwungen sein könnte und niemand mehr mit einem einzigen Supererfolg für alle Zeiten ausgesorgt haben wird.

Kulturschaffende waren bereits im vorigen Jahrhundert durch das Aufkommen von Kompaktkassetten, Videorecordern, Photokopiergeräten und CD-Brennern vom Ruin bedroht. Als plötzlich jedermann Kopien und Mitschnitte von Rundfunksendungen anfertigen konnte und diese an alle seine Freunde verschenkte, hat das die Kultur zwar beflügelt, aber das konnte ja niemand wissen. Das darf sich nicht wiederholen. Diesmal muss der Fortschritt aufgehalten werden. Im 19. Jahrhundert zerstörte die ungehinderte Einführung von Kältemaschinen eine florierende weltweite Eistransportindustrie, und im 20. Jahrhundert trieb der Verbrennungsmotor zahlreiche Dampfmaschinenhersteller und Pferdezüchter in den Ruin. Weltweit gingen Millionen von Arbeitsplätzen verloren, Aktionäre gingen bankrott. Diese Beispiele zeigen, daß der technologische Fortschritt mit Leichtigkeit höchst erfolgreiche Geschäftsmodelle zerstören kann, was für die Betroffenen sehr unangenehm ist.

Dank Ihres vorbildlichen Einsatzes, Frau Bundeskanzlerin, haben die Chinesen völlig damit aufgehört, einfach etwas zu kopieren, leben im Wohlstand und schützen ihre Bürger vorbildlich vor gefährlichen Inhalten aus dem Internet. Auch England und Frankreich nehmen sich bereits ein Beispiel an China.

In Deutschland dagegen wurden allein im vergangenen Jahr
über 300 Millionen Musikstücke im Wert von 100-200 Millionen Euro illegal aus dem Internet heruntergeladen. Im Durchschnitt hat sich also jeder Bundesbürger einen unrechtmäßigen Vorteil von fast 2 Euro verschafft, zehnmal mehr, als legal verkauft wurde. Welch Wachstum und Wohlstand für Deutschland hätte man mit 100 Millionen Euro mehr in den Händen der Contentindustrie wohl erreichen können?

Die Versuche, dem Verbraucher mit technischen Mitteln unmoralische Handlungen zu erschweren, waren überraschenderweise kontraproduktiv, da offenbar trotz aller Aufklärungsbemühungen nur wenige Konsumenten bereit sind, für defekte Produkte bei eingeschränkter Vielfalt Geld auszugeben, während funktionierende Produkte in voller Vielfalt einfach so aus dem Internet heruntergeladen oder von Freunden kopiert werden können. Aber das Internet wurde schliesslich nicht erfunden, um frei Informationen auszutauschen, sondern schnell viel Geld zu verdienen zu können.

Es kann nicht sein, dass weiterhin alle Bevölkerungsschichten, darunter auch viele mittellose Jugendliche und das sozial Schwache sich für wenig Geld Kulturgenuss verschaffen und dafür gerade einmal 6.7 Mrd. Euro Rundfunkgebühren, hunderte Millionen an Pauschalabgaben und Milliarden an Mehrwertsteuern auf technische Geräte entrichten? Oder noch schlimmer, sich vielleicht Fernsehaufzeichnungen mit herausgeschnittener Werbung ansehen? Diese existentielle Bedrohung des Nachwuchses unserer Kulturelite ist eine Bedrohung Deutschlands als Kulturstandort, so wie wir ihn kennen.

Was, wenn jeder Film, jedes Musikstück und jedes Buch, das jemals aufgezeichnet wurde, legal heruntergeladen werden könnten, statt kontrolliert vermarktet und rechtzeitig entsorgt zu werden, um Neuem Platz zu machen? Da müsste der Nachwuchs ja bessere Produkte liefern als die Alten, und man müsste selbst entscheiden, was man rezipieren soll, oder sich auf Empfehlungen von Freunden verlassen, statt wie bisher bequem ummarktet zu werden.

Und Sie können es unmöglich zulassen, dass Nachwuchstalente unter Umgehung der etablierten, hoch entwickelten Verwertungskonzerne direkt an den Verbraucher verkaufen. Schliesslich tragen diese Konzerne mit ihren selbstlosen Spenden erheblich zur politischen Willensbildung in unserem Land bei. Die Musik und Filmindustrie (1,6 bzw. 3 Mrd. € Umsatz) darf nicht weiterhin nur ein Mitesser am Gesäß der IT-Industrie (134 Mrd. €) bleiben, denn sie versorgt viele Stars, die wichtige Multiplikatoren sind und mit denen Sie, Frau Bundeskanzlerin, es nicht nicht verscherzen sollten. Bitte sorgen Sie dafür, das die Contentindustrie sich an prominenterer Stelle im Wirtschaftskreislauf festsetzen und sich ungehindert ausbreiten kann.

Ihre möglicherweise bestehenden Befürchtungen hinsichtlich der Popularität der notwendigen Massnahmen sind verständlich, aber Sie können sicher auch hier erfolgreich auf europäische Richtlinien verweisen, die umgesetzt werden müssen. Erfreulicherweise konnte ja Deutschland bereits dank der kostenlosen Mitarbeit von Konzernvertretern in den Ministerien deutliche Fortschritte bei der Wirtschaftsfreundlichkeit der Gesetze erreichen.
Geistiges Eigentum ist das Öl des 21. Jahrhunderts. Wo kämen wir da hin, wenn jeder Bürger in unserem Land Öl beliebig und zu geringen Kosten vervielfältigen könnte? Wir, das Internet, möchten Sie daher bitten, die Angelegenheit zur Chefsache zu machen, da es wohl derzeit kaum wichtigere Probleme gibt, um die Sie sich kümmern müssten.

In Hoffnung auf ihre Unterstützung und mit freundlichen Grüssen

Das Internet

Politische Seelenlage

Nun ist es ja immer so eine Sache, aus persönlichen Gesprächen und aus der Anschauung eines begrenzten Gebietes, eine Intuition für die politische Gesamtlage, gerade eines so riesgen Landes wie den USA, zu entwickeln. Aber ich kann nicht umhin, doch ein paar Beobachtungen zu notieren.

Boston ist sicher eine der liberalsten, europäischsten Städte in Amiland. Rein oberflächlich betrachtet kann da eigentlich nur Obama gewinnen. Ich habe während der ganzen Zeit vielleicht drei Hillary-Aufkleber und ein McCain-Schild gesehn, ansonsten auffallend viele Obama-Devotionalien. Die Gespräche mit Freunden und mit Zufallsbekanntschaften (es gibt da wirklich tolle Buchladen-Cafes, in denen man schnell mit seinen Tischnachbarn ins Gespräch kommt) zeigten ein ähnliches Bild. Viele, gerade der jungen Leute, sind in einer für Deutsche ungewohnten weise patriotisch und gleichzeitig äußerst regierungskritisch.

“I love my country but I hate this government. I am a pro-constitution radical.” fasste es einer meiner Gesprächspartner schön zusammen. Irgendwie kam mir das sehr bekannt vor…

Die Medienrealität ist schwer einzuordnen. Das Wahlcomputer-Thema findet, wenn überhaupt, sehr am Rande statt, was dann vermutlich heisst das McCain doch gewinnen wird. Das Phänomen, daß alle Medien die gleiche Sau durchs Dorf trieben, ist noch viel ausgeprägter als in Deutschland. Ein Thema kann da problemlos mehrere Tage beherrschen, so daß keine andere Nachricht eine Chance hat.

Gerade überschattete der Spitzer-Absturz alles. Die wenigen “Experten” die in den Median anmerkten, daß es ja nun wirklich eine Privatsache sei, mit wem der Gouverneur für wieviel Geld seine Nächte verbringt, solange er dafür selber zahlt, gingen im allgemeinen Getöse unter. Es gab auch noch einen lustigen Harvard-Prof im TV. Der wies zum einen auf den zeitlichen Zusammenhang der Bankencrashs zu den Callgirl-Enthüllungen hin. Spitzer hatte sich bei den WallStreet-Fonds verschiedentlich unbeliebt gemacht und gedroht, ein bischen im Sub-Prime-Sumpf zu stochern. Zum anderen sagte der Prof klar, daß es sich das Land nicht leisten kann, politische Talente diesen Kalibers wegen solcher Petitessen zu verlieren. Der Moderator wollte ihn dann nicht ausreden lassen, aber der Prof hat einfach so laut und ruhig weitergeredet, daß man ihn durch das Moderatormikrofon hören konnte bis sie ihn wieder aufgeschaltet haben…

Eine lustige Theorie, warum ausgerechnet Fox (der rechtskonservative Propagandasender) The Simpsons im Programm hat, hab ich auch gehört. Das diene dazu, so die Theorie, daß auch die Liberalen ein bischen den Fox-Nachrichten ausgesetzt werden. Das FoxStammpublikum ist eh zu stumpf, um die Simpsons-Witze zu verstehen, insofern kann da kein Schaden entstehen. ;-)

PS: Ich bin wieder zurück in Berlin, Ausreise und Rückflug waren überraschend schmerzfrei. seatguru rockt.