Europäische Luftfahrtindustrie?

Anlässlich einer Werksbesichtigung bei Airbus in Finkenwerder (gibt leider keine Bilder, Kameraverbot, hübsch anzusehende Flugzeugproduktion und so) erfuhr ich etwas einigermassen schockierendes: Airbus rechnet in Dollar. So überall und in allen Details, bis auf die Gehälter der Mitarbeiter. Die Flugzeuge werden in Dollar ausgepreist und bezahlt (auch für europäische Kunden!).

Und was tut Airbus zur Absicherung des Währungsrisikos? Sie zwingen ihre europäischen Zulieferer auch in Dollar abzurechnen! Das Währungskursrisiko wird also ohne mit der Wimper zu zucken weiter nach unten durchgereicht. Die Zulieferer dürfen sich dann damit rumschlagen, wie sie ihr Risiko wiederum irgendwie über Finanzmarktgeschäfte abgefedert bekommen.

Um es mal präzise zu formulieren: mit unseren Steuergeldern wird ein Megakonzern gefördert, der sich aus der Sicht eines Luftfahrtzulieferers wie riskantes Dollar-Ausland verhält. Als ob die europäische Industrie noch nicht genug Stress mit dem US-amerikanischen Spielgeld hätte.

Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, kam heute folgende Meldung:

Laut der CGT habe der Co-Vorstandschef der Airbus-Muttergesellschaft European Aeronautic Defence & Space Co NV (EADS), Louis Gallois, auf einem Gewerkschaftstreffen die vermehrte Verlagerung von Produktionsprozessen in an den Dollar gebundene Länder angedeutet, berichtet die Nachrichtenagentur “Agence France Presse” unter Berufung auf Kreise weiter.

Ich kenne die Begründung, die Flugzeugindustrie rechne “traditionell” in Dollar ab. Na und? Wenn Airbus die coolsten Flugzeuge der Welt baut und dafür reichlich Steuerkohle bekommt,  sollen sie bitte im Gegenzug auch für den Verbleib der Arbeitsplätze und die industrielle Dominanz des Euro-Raums sorgen. Früher hätte man zu sowas Hochverrat gesagt.

3 thoughts on “Europäische Luftfahrtindustrie?

  1. piecieh

    oh, boese usa, boese imperialisten die! “hochverrat” an der “heimat” wird hier begangen. zeit fuer nationalen widerstand oder wie?

  2. nix

    oh ja sehr schockierend
    wie du schon selber schreibst das is halt in der branche so
    und früher … naja da ne so …

  3. Sven

    Der EADS-Konzern gehört nicht dem deutschen Staat, sondern anteilig DaimlerChrylser. Deshalb sind die Subventionen umso frecher. Nur um es nochmal in Erinnerung zu rufen: Über 200 Millionen Euro hat die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs in Hamburg die Steuerzahler gekostet. Die ökologische Katastrophe ist zahlenmäßig gar nicht zu beziffern.

    Dafür hat EADS Arbeitsplatzgarantien abgegeben. Haha, man muss echt lachen, wenn man da heute dran denkt..

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