Beruflich bedingt bin ich grade mal wieder in Amsterdam. Es ergab sich die Gelegenheit das xs4all colocation-center hier zu besuchen, durchaus ein Erlebnis. Die bemerkenswertesten Dinge sind die mehrfarbig durchrotierende Beleuchtung im Unterboden neben den Ethernet-Kabeln, der entspannte Aufenthaltsraum in dem man bei Kaffee, TV und Internet auf das Backup warten kann und die vielen kleinen Details die darauf hinweisen das hier schon ziemlich lange professionell Computer mit Strom, Netz und Klima versorgt werden. Wie z.B. der auf schnellen Zugriff optimierte Pflaster-Spender im Flur (man reisst sich schon mal den Daumen an den Blechgehäusen und Racks auf). Und die Regel Nr.11 an der Rechnerraumtür. Frei übersetztsteht da: “In diesem Raum ist Sex erst nach 2 Uhr nachts zugelassen.”
Unweit der Colo (neudeutsch für “Co-Location”) sind die Amsterdamer Messehallen. In einer der Hallen fand heute der “PC Dump Day” statt. Dabei ging es leider nicht um Festplattenweitwurf oder ähnlich sportliche Disziplinen, sondern um den Verkauf von möglichst grossen Mengen billiger Hardware. Ungefähr alles was der knauserige PC-Schrauber mit notorisch aus dem Rechner hängenden Hardware-Innereien so für seine Passion benötigt gab es billig, billiger, am billigsten zu kaufen. Grosse Mengen gebrauchter Rechner und Notebooks, Displays, Speicher, Festplatten, Grafikkarten und sonstiges Zubehör standen an ungefähr 50 Ständen und Buden zum verkauf, garniert mit einem ziemlich schleimigen Fastfood-Budenkonglomerat in der Mitte der Halle.
Meine Ansichten zum Thema “PCs mit raushängenden Eingeweiden” sind ja hinlänglich bekannt, also komme ich gleich zu den ethnologischen Beobachtungen. Die Händler scheinen auf ein im Schnitt recht geringes intellektuelles Niveau der Käufer zu zielen. Die Krönung war ein Stand an dessen einer Ecke es 15″ TFT Displays für 40 Euro gab, ohne Garantie. An der anderen Ecke des selben Standes gab es die gleichen Displays für 65 Euro, mit Funkionsgarantie und zum Ausprobieren. Gelegentlich wurde dann eines der beim Test durchgefallenen Teile unauffällig rüber zu dem 40-Euro-Stapel getragen. Die anwesenden PC-Proleten liessen sich dadurch nicht im mindesten abschrecken und kauften fleissig die billigeren Displays (“was soll den daran schon kaputt sein…”).
Etwas überraschend war das Preisniveau in dem moderne High-Tech so gelandet ist. Speicher kostet eigentlich nichts mehr, das was noch teuer bezahlt werden muss sind Prozessoren (wenn sie denn gamer-tauglich schnell sind) und Grafikkarten (auch wiederum auch nur die gamer-Versionen). “Normale”, d.h. textverarbeitungstaugliche Computer sind so billiggeworden das ich mich frage wie da überhaupt noch das herstellen lohnt.
Ansonsten gab es noch die aus den Taiwan-Hallen der CeBit bekannten Plastikschrottblinkedinger, meist in bläulich, rosa oder lila angetöntem transparenten Acrylglas. Flash-MP3-Player kosten mitlerweile nur noch Geld weil sich die Pressform für das Plaste-Gehäuse irgendwie amortisieren muss, so scheint es zumindest.